03.12.2018, Medienmitteilung

Kultgrube und Mammutbackenzahn im Äbnetwald entdeckt

Bei archäologischen Ausgrabungen anlässlich des Kiesabbaus im Chamer Äbnetwald stiess die Zuger Archäologie unlängst auf eine geheimnisvolle Grube aus der Bronzezeit. Die entdeckten Gegenstände wurden ziemlich sicher in einem kultischen Kontext verwendet. Ebenso wurde ein 20 Zentimeter grosser Mammutbackenzahn aus der letzten Eiszeit gefunden. Er konnte einem erwachsenen Tier zugeordnet werden, das in der letzten Eiszeit die Region durchstreifte.

Der grossflächige Kiesabbau nördlich des Weilers Oberwil in der Gemeinde Cham wird von der Zuger Archäologie systematisch begleitet. Bereits in den vergangenen Jahren konnten umfang- reiche Funde aus sechs Jahrtausenden gesichert werden. Anlässlich der jüngsten Grabungsetappe legten die Fachleute nun eine bronzezeitliche Grube frei. Alleine schon ihre Grösse von fünf Metern Länge und dreieinhalb Metern Breite zeigt, dass es sich um einen besonderen Befund handelt. Ein treppenartiger Abgang aus grossen Geröllsteinen führte vom Rand der Grube zur eineinhalb Meter tiefer gelegenen Sohle. Anhand der darin abgelagerten Sedimente lässt sich rekonstruieren, dass die Grube zumindest eine Zeit lang mit Wasser gefüllt war. In dieses während der Bronzezeit künstlich geschaffene Wasserbecken wurden später verschiedene Objekte deponiert, die auf eine rituelle Verwendung hinweisen.

Menhirstatue, Mondhorn, Rillenstein und Keramikgefässe

Dieses Fundensemble besteht aus verschiedenen Objekten. So etwa aus einer rund 40 Zentimeter grossen Steinstele in stilisierter Menschengestalt aus Sandstein. Dass es sich offensichtlich nicht um ein Natur- oder Zufallsprodukt handelt, zeigt die Gravur im unteren Bereich der Statue. Prähistorische Menhirstatuen kommen vielerorts vor, insbesondere auch im mediterranen und alpinen Raum. «In der Schweiz sind solche Objekte jedoch sehr selten; der Fund aus dem Äbnetwald dürfte schweizweit ein Unikat sein», so Gishan F. Schaeren, Leiter der Abteilung Ur- und frühgeschichtliche Archäologie. Beim «Mondhorn» handelt es sich um ein halb- mondförmiges Objekt aus gebranntem Ton, das mit einfachen Ornamenten verziert ist. Im Fundzustand war dieses «Mondhorn» in verschiedene Teile zerbrochen. Die regelmässige Art der Bruchstücke lässt vermuten, dass das Objekt absichtlich zerschlagen und in der Grube verteilt worden war. Beim «Rillenstein» handelt es sich um ein rundes Objekt, das auf zwei Seiten abgeflacht ist und in der Mitte eine künstlich angebrachte Rille aufweist. In der gleichen Schicht wurden die Reste von vier verzierten, feinen Keramikgefässen entdeckt, wobei sich die Scherben zu fast vollständigen Gefässen zusammensetzen liessen. Anhand von Form und Verzierung lassen sich die Keramikgefässe in die ausgehende Spätbronzezeit, um 900-800 vor Christus, datieren. «Mit der neusten Entdeckung konnte ein weiteres spannendes Puzzleteil der bedeutenden bronzezeitlichen Fundstelle ausgegraben und für die Nachwelt dokumentiert werden», sagt Gishan F. Schaeren. Aufgrund der guten Koordination aller Beteiligten, führen die archäologischen Grabungen zu keinen Verzögerungen beim Kiesabbau.

Backenzahn eines Mammuts

Keinen direkten Zusammenhang mit der bronzezeitlichen Kultgrube hat der Backenzahn eines Mammuts. Er wurde während des Kiesabbaus in rund 20 Metern Tiefe im eiszeitlichen Kiesschotter entdeckt. Der Zahn misst rund 20 Zentimeter und hat gemäss Radiokohlenstoffdatierung ein Alter von mindestens 30 000 Jahren. Er gehörte zu einem erwachsenen Tier, das vor dem Höhepunkt der letzten Eiszeit die Tundra in der heutigen Gemeinde Cham durchstreifte.

Fotos

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Die bronzezeitliche Grube mit der steinigen Einfüllschicht, aus der die geheimnisvollen Funde stammen. (© ADA Zug)

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Nach Abtrag der Grubenverfüllung zeigte sich zum Schluss ein treppenartiger Abgang aus grossen Geröllsteinen. (© ADA Zug)

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Fundensemble: links der «Rillenstein», Mitte hinten die Steinstele, Mitte vorne das «Mondhorn», rechts eines der Keramikgefässe. (© ADA Zug)

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Der mindestens 30 000 Jahre alte Mammutbackenzahn wurde in 20 Metern Tiefe im eiszeitlichen Kiesschotter entdeckt. Er misst 20 Zentimeter. (© ADA Zug)

Kontakt

Gishan Schaeren

Leiter Abteilung Ur- und frühgeschichtliche Archäologie
Direktion des Innern

+41 41 728 28 54 gishan.schaeren@zg.ch