20.11.2020, Medienmitteilung

Der Kanton Zug hat seine historischen Türme vermessen

Zwei Ämter der Direktion des Innern spannten zusammen und liessen Höhenmessungen an insgesamt 23 historischen Türmen im Kanton Zug durchführen. Weil es bisher kaum Daten dazu gab, jedoch regelmässig entsprechende Anfragen kamen, wird damit eine Informationslücke geschlossen. Mit einer Höhe von 71,90 Metern führt der gotische Glockenturm der Pfarrkirche St. Jakob in Cham die Rangliste an. Damit ist er «nur» vierzehn mal kleiner als das höchste Gebäude der Welt, das in Saudi-Arabien geplant ist.

Das Amt für Denkmalpflege und Archäologie (ADA) erhielt immer wieder Anfragen in Bezug auf die Höhe historischer Türme im Kanton Zug. Doch dazu gab es bisher kaum publizierte Daten. Auch im Archiv des Amtes liessen sich die Höhenmasse historischer Türme anhand von Plänen meist nur ungefähr ablesen, weil der Bezug zum Bodenniveau oftmals fehlte. Zudem fanden sich in Publikationen oder im Internet zu einzelnen Objekten falsche Angaben. Die Höhe des Zuger Zitturms beispielsweise wird in mehreren Dokumenten mit 52 Metern angegeben. In Tat und Wahrheit ist das Zuger Wahrzeichen 40 Meter hoch.

Um hier Klarheit zu schaffen, erklärte sich das ebenfalls in der Direktion des Innern angesiedelte Amt für Grundbuch und Geoinformation (AGG) bereit, bei 23 vom ADA auserwählten historischen Türmen (Kirchen, Kapellen, Türme der Zuger Stadtbefestigung) Höhenmessungen durchzuführen. Dabei sollte die Höhe «Meter über aktuellem Terrain» ermittelt werden. Das Terrain wurde jeweils an einer Turmecke oder an einer bestimmten Stelle der Turmfassade gemessen, vereinzelt hat man auch die Türschwelle als Ausgangshöhe genommen. Bei den meisten Türmen wurde die Mitte der Turmkugel gemessen, da sich diese mit dem Messinstrument am besten anzielen liess. Bei Türmen ohne Kugel orientierte man sich am First. Die Aufnahmen durch das AGG erfolgten im Januar 2020 mit dem Tachymeter TS6O. Angeführt wird die Rangliste wenig überraschend vom Glockenturm der katholischen Pfarrkirche St. Jakob (Cham), gefolgt vom Glockenturm der Pfarrkirche St. Michael (Stadt Zug) und vom Glockenturm der Pfarrkirche Heilige Familie (Unterägeri).

«Die mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Kirchen prägten früher nicht nur die Stationen der Biografie der Menschen von der Taufe bis zum Begräbnis, sondern auch die historischen Ortsbilder», schreibt Stefan Hochuli in einem aktuellen Beitrag des «Tugium» (36/2020), in welchem er die Bedeutung von Glockentürmen, Wehr- und Befestigungstürmen würdigt und wo die neuen Daten publiziert sind. «GIockentürme waren während Jahrhunderten die höchsten Gebäude überhaupt und aufgrund ihrer exponierten Lage auch von Weitem sichtbar. Kirchtürme waren gleichermassen Wahrzeichen und Landmarke. Bei den sakralen Bauten sollte mit dem baulichen Streben ‘gegen den Himmel’ generell Gott die Ehre erwiesen werden. Die Höhe der Kirchtürme diente insbesondere der Hörbarkeit des Glockenschlags, mit dem die Gläubigen zum Gottesdienst gerufen wurden. Doch die Glockentürme hatten auch profane Aufgaben zu erfüllen. Von ihnen aus wurde Feuer-​ und Kriegswacht gehalten oder bei Brand oder Landsturm mittels Sturmläuten die Bevölkerung alarmiert.»

Zum Vergleich:  Der im Jahr 1248 begonnene und 1880 endgültig fertiggestellte Kölner Dom war mit seinen 157,38 Metern einst das höchste Gebäude der Welt. Den aktuellen Höhenrekord in der Schweiz hält mit 178 Metern der «Roche-​Turm» in Basel. Der «Burj Khalifa» in Dubai wird mit seinen 830 Metern als höchstes Gebäude der Welt geführt. Der «Jeddah Tower» in der Hafenstadt Dschidda an der Westküste von Saudi-​Arabien soll dereinst 1007 Meter Höhe messen, das Vierzehnfache des Glockenturms der Pfarrkirche St. Jakob in Cham. Das derzeit höchste Gebäude im Kanton Zug ist mit 81 Metern das 2014 errichtet Hochhaus «Parktower» beim Bahnhof Zug.

Fotos

Ansicht der katholischen Pfarrkirche St. Jakob in Cham

Der spätgotische Glockenturm der katholischen Pfarrkirche St. Jakob in Cham ist mit 71,90 Meter Höhe der höchste Glockenturm im Kanton Zug. Bis zum Bau des 81 Meter hohen Zuger Parktowers im Jahre 2014 war der Chamer Glockenturm das höchste Gebäude im Kanton Zug überhaupt. (© TJK Architekten GmbH, Hünenberg See)

Ansicht Richtung Rigi mit den Turmspitzen

Bis weit ins 20. Jahrhundert hinein prägten die Kirchtürme das Siedlungsgebiet schon von weitem, wie dieses historische Foto aus dem Jahre 1910 mit Blick auf Baar zeigt. Gut erkennbar ist darauf der Glockenturm der Pfarrkirche St. Martin in Baar, der 40,30 Meter hoch ist. (© Amt für Denkmalpflege und Archäologie (Sammlung Wehrli))

Markus Hess

Amtsleiter/in

Kontakt

Stefan Hochuli

Leiter Amt für Denkmalpflege und Archäologie
Direktion des Innern

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