15.12.2025, Medienmitteilung
Zuger Kunstschaffende mit Atelierstipendien ausgezeichnet
Die Kulturkommission des Kantons Zug vergibt je ein Reisestipendium «Atelier Flex» an Nadja Zürcher und Karwan Omar. Atelierstipendien in Berlin 2027 gehen an Thomas Heimgartner, Martial In-Albon und Seraina Fässler. Ein viermonatiger Aufenthalt im Zentralschweizer Atelier in New York 2027 wird Luzia Schmid zugesprochen.
Die Atelierstipendien in Berlin, Wien und New York erlauben Künstlerinnen und Künstlern, sich in einem städtisch lebendigen Umfeld und in einer stimulierenden Atmosphäre intensiv einem Projekt oder dem freien künstlerischen Schaffen widmen zu können. Das «Atelier Flex» ist nicht an ein existierendes Atelier gebunden, sondern ermöglicht als Reisestipendium ortsspezifische Projekte zu realisieren. Alle Ateliers bieten den Stipendiatinnen und Stipendiaten die Möglichkeit, während mehrerer Wochen oder Monate aus dem vertrauten Umfeld herauszutreten, sich dem internationalen Vergleich zu stellen und besonders im Hinblick auf den weiteren Verlauf ihrer Karrieren Kontakte zu knüpfen.
Die Zuger Ateliers
Der Kanton Zug unterhält seit Oktober 1997 ein Wohnatelier in Berlin und vergibt dieses für mehrmonatige Aufenthalte (4–6 Monate). Zur Förderung von Kunstschaffenden aller Sparten unterhalten die Zentralschweizer Kantone Schwyz, Uri, Nidwalden, Obwalden und Zug seit März 2000 gemeinsam ein Wohnatelier in New York. Ausserdem können sich seit 2013 professionelle Zuger Kunstschaffende aller Sparten um ein Reisestipendium «Atelier Flex» bewerben. Alle Ateliers werden aus dem Lotteriefonds finanziert.
Prüfung durch Kulturkommission
2025 sind insgesamt 22 Bewerbungen für die Zuger Atelierstipendien eingegangen. Die kantonale Kulturkommission hat die Dossiers geprüft und die Atelierplätze an folgende Zuger Kunstschaffende vergeben:
Atelier Berlin
Thomas Heimgartner (*1975) hat für Herbst/Winter 2027 den Atelierplatz in Berlin erhalten.
Heimgartner ist sowohl Schriftsteller als auch passionierter Gymnasiallehrer. Seiner Leidenschaft für das Schreiben hat er in den letzten Jahren immer mehr Raum gegeben und die drei weit beachteten Romane Kaiser ruft nach, Koenigs Weg und Ping herausgebracht. In seiner Doppelrolle fehlen ihm oft die zeitlichen Ressourcen für umfangreiche Recherchen zu neuen Stoffen oder der Raum für Experimente. Die vier Monate möchte er intensiv für seine literarische Arbeit nutzen und gleichzeitig Neues erkunden. Vom Aufenthalt in Berlin erhofft er sich wichtige Impulse für sein literarisches Schaffen sowie neue Kontakte in der Literaturszene.
Während eines Aufenthalts in Berlin möchte der Musiker Martial In-Albon (*1986) seine Arbeit an der Schnittstelle von Klangkunst, Raumresonanz und performativer Musik weiterentwickeln. Aufbauend auf seiner Forschung und seinem aktuellen Projekt Alphorn Tunes plant er, neue Kompositionen und Performances für Alphorn, Muschelhörner, Flügelhorn und elektroakustisches Surround-Setup zu entwickeln. Ergänzend dazu sollen Feldaufnahmen aus urbanen und natürlichen Räumen Berlins in seine Arbeit einfliessen. Ein zentraler Bestandteil davon ist die Zusammenarbeit mit Kunstschaffenden vor Ort.
Der Atelierplatz bietet der Musikerin Seraina Fässler (*1996) die Möglichkeit, ihre künstlerische Arbeit im Bereich elektronischer Musik, Sounddesign und Live-Performance weiterzuentwickeln und in enger Verbindung mit der vielfältigen und lebendigen Szene Berlins neue Impulse für ihre Praxis zu gewinnen. Für die Weiterentwicklung ihrer Arbeit sucht sie den Austausch mit Künstlerinnen und Künstlern aus verschiedenen Disziplinen. Berlin ist für sie nicht nur deshalb interessant, weil sie dort Gelegenheiten hat, ihre Musik live zu präsentieren. Für sie ist es vielmehr auch die Zeit, die sie aktiv an diesem Ort verbringen und an Events, Workshops und Konzerten teilnehmen kann, die ihr wichtige Impulse geben.
Atelier Flex
Die Fashion Designerin Nadja Zürcher (*1985) wird mit dem Reisestipendium «Atelier Flex» untersuchen, wie Frauen historisch und in der Gegenwart durch Textilhandwerk Räume von Gemeinschaft geschaffen haben – und wie sich diese Formen von Solidarität in künstlerische Arbeiten übersetzen lassen. Gespräche mit Frauen werden in Werke aus Ton und Wolle überführt – Materialien, die sinnbildlich für Zusammenhalt trotz Unterschiedlichkeit stehen. Die künstlerische Forschung findet während eines achtwöchigen Aufenthalts in Island statt, wo Textiltradition und Gleichstellungsdiskurse eng verbunden sind. Nach der Rückkehr entstehen in Zug eine Ausstellung, ein Online-Archiv und Formate für Frauen/FLINTA. Das Projekt verbindet künstlerische Forschung mit gesellschaftlicher Reflexion und stärkt langfristig die lokale Kulturlandschaft.
Mit dem Reisestipendium «Atelier Flex» möchte der Tänzer Karwan Omar (*1970) sein Tanz-Projekt «Katalyse unterwegs – Eine Reise durch internationale Tanzpraktiken» vorantreiben. Hierfür wird er nach Deutschland und in die USA reisen. Seine Stationen sind Wuppertal, Berlin, Köln, New York und Kalifornien. Im Fokus seiner Forschung stehen die Themen «Der Körper in der Gewohnheit und das Bedürfnis nach Katalyse», katalytische Mechanismen und Ergebnisse der Katalyse. Während er sich in Deutschland und den USA auf zentrale tanzwissenschaftliche Schwerpunkte konzentriert, bezieht er auch internationale Entwicklungen und globale Perspektiven mit ein. Die gewonnenen Erkenntnisse werden sich in seinen zukünftigen Lehr- und Tanzprojekten im Kanton Zug widerspiegeln und dazu beitragen, neue Impulse in der lokalen Tanzszene zu setzen.
Atelier New York
Mit dem Atelierstipendium des Kanton Zug möchte die in der Schweiz etablierte Filmemacherin Luzia Schmid (*1966) ihre Arbeit internationaler anlegen. Sie hat vor, in New York für ihren geplanten künstlerischen Dokumentarfilm zu recherchieren. In diesem möchte die Filmschaffende die Rolle der Frauen in den Vereinten Nationen (UNO) in den Blick nehmen. Dabei geht es ihr sowohl um Frauen als Adressatinnen von UN-Programmen als auch jene, die als Gestalterinnen dieser weltweiten Organisation Führungs- oder diplomatische Spitzenpositionen bekleiden und damit die Arbeit der UNO mitgestalten. Das filmische Projekt setzt viel Recherche vor Ort voraus. Konkret möchte Luzia Schmid in den Archiven des UNO-Hauptsitzes Material sichten, welches nicht digital verfügbar ist, sowie Hintergrundgespräche mit involvierten Akteurinnen führen, zu denen sie bereits Kontakte geknüpft hat.
