07.03.2025, Medienmitteilung
Living Library – Lebensgeschichten von Mensch zu Mensch erzählt
Im Rahmen der Aktionswoche gegen Rassismus organisiert die Bibliothek Zug am Samstag, 22. März, von 13.30 bis 16.00 Uhr wieder die «Living Library». Dabei können statt Bücher Menschen für Gespräche «ausgeliehen» werden. Zu hören sind ihre Lebensgeschichten.
In der «Living Library» stellen sich Personen, die aufgrund ihrer Ethnie, Sprache, Hautfarbe, Religion, Lebensgestaltung oder Herkunft diskriminiert werden, als eine Art «lebende Bücher» für Gespräche zur Verfügung. In 30-minütigen Sequenzen berichten sie von ihren persönlichen Erfahrungen, beantworten Fragen und regen zum Nachdenken an. Teilnehmende erhalten in den Gesprächen die Gelegenheit, den Wahrheitsgehalt von Vorurteilen zu hinterfragen und sich aufgrund der direkten Begegnung eine persönliche Meinung über einen Menschen zu bilden.
Die Veranstaltung ist Teil der internationalen Aktionswoche gegen Rassismus, die jedes Jahr im März stattfindet. Der Kanton Zug unterstützt die «Living Library» im Rahmen des kantonalen Integrationsprogrammes KIP. Mit dabei sind in diesem Jahr:
Theeban (41): «Ich wurde als Neger beschimpft»
Theeban kam mit 15 Jahren als Flüchtling aus Sri Lanka in die Schweiz. Während seiner Schulzeit hat er oft rassistisch motivierte Angriffe erlebt. Solch offen aggressiven Rassismus erlebt er heute seltener. Doch auch in seinem Berufsalltag als Pflegespezialist wird er aufgrund seiner Hautfarbe immer wieder mit Vorurteilen konfrontiert. Seine Bewältigungsstrategie dafür ist Humor.
Yohana (36): «Auf der Flucht ist man nichts weiter als ein Stück Fleisch»
Yohana flüchtete mit 21 Jahren aus Eritrea. Ihre Flucht war lebensgefährlich, Menschlichkeit erfuhr sie erstmals bei ihrer Ankunft in der Schweiz. In Zug war sie gefühlt eine der ersten Dunkelhäutigen. Unterdessen ist Yohana verheiratet und hat drei Kinder. «Schon wieder ein Kind?», fragte die Hebamme vorwurfsvoll, als Yohana zur dritten Entbindung kam. Sie hat gelernt, souverän auf solche Sprüche zu antworten.
Setareh Maymandy (17): «Niemand soll in Hunger und Armut leben müssen»
Setareh Maymandy musste aus dem Iran fliehen, wurde verfolgt, beschossen, schlief monatelang unter freiem Himmel. Bei der Überfahrt aus der Türkei nach Griechenland ist sie fast ertrunken. Setareh Maymandy erinnert sich aber auch an grosse Herzen, Hilfsbereitschaft und an einen griechischen Ort so zauberhaft, dass sie irgendwann einmal dorthin zurückwill. Mit ihren ersten Ersparnissen will sie Familien in Armut unterstützen.
Ari (24): «Seit hunderten Jahren hält sich der Antisemitismus hartnäckig»
Ari ist traditioneller Jude – doch sieht man es ihm nicht an. Als er einmal an einer Schule eine Vertretung übernahm, sagte er zur Klasse, er habe einen jüdischen Gast eingeladen und die Klasse solle sich Fragen überlegen. Was alles an Vorurteilen und Holocaust-Witzen zusammenkam, entsetzte ihn. Dann sagte er zur Klasse, er selbst sei der jüdische Gast. Vielen war es unangenehm, einigen aber egal. Darum findet er es wichtig, mehr über das Judentum zu sprechen.
Living Library
Samstag, 22. März 2025, Bibliothek Zug
Gesprächsbeginn um 13.30, 14.10, 14.50 und 15.30 Uhr
Anmeldung via bibliothek@stadtzug.ch (Reservation der gewünschten Person und Gesprächszeit), auch spontane Gespräche sind möglich.
Teilnahme kostenlos
Medienschaffende, die «lebende Bücher» an der Veranstaltung oder im Vorfeld selbst interviewen möchten, werden gebeten, sich aus organisatorischen Gründen vorgängig zu melden.
Kontakt
Claudia Schwager
Abteilungsleiterin Gesellschaft Direktion des Innern
+41 41 594 17 54 claudia.schwager@zg.ch