05.06.2024, Medienmitteilung

Unterwasserkamera erforscht Mikrokosmos im Zugersee

Im Zugersee wurde die Unterwasserkamera Aquascope installiert. Es ist die zweite permanente Messstation für Plankton in Schweizer Gewässern. Die Kamera liefert hochaufgelöstes Bildmaterial und ist in der Lage, dieses automatisiert auszuwerten. Damit können in Zukunft wichtige Erkenntnisse über die Wasserqualität und die aquatische Biodiversität des Zugersees gewonnen werden.

Plankton ist ein Indikator für den Gesundheitszustand von Gewässern. Als Plankton werden tierische und pflanzliche Organismen wie Kleinstkrebse und kleine Algen bezeichnet, welche im freien Wasser schweben und sich nicht oder nur mit sehr geringen Eigenbewegungen im Wasser fortbewegen. Sie bilden eine wichtige Nahrungsquelle für die grösseren Tierarten im Wasser. Verändert sich der Bestand oder die Zusammensetzung von Plankton, kann dies grosse Auswirkungen auf das Ökosystem See und damit auch auf den Fischbestand haben. Im Zugersee schwanken insbesondere die Fangzahlen der Felchen – dem Brotfisch der Berufsfischer – stark. Auch die Konzentration von Blaualgen, wie der Burgunderblutalge (Planktothrix rubescens), ändert sich im Jahresverlauf. Dies beeinflusst die Wasserqualität und kann Auswirkungen auf die Nutzung des Sees haben.

Automatisierte und lernfähige Auswertung der Planktondaten

Damit künftig Informationen zum Plankton analysiert und interpretiert werden können, wurde ein Unterwassermikroskop mit einer Kamera im Zugersee installiert. Das sogenannte Aquascope nimmt in definierten Zeitabständen Bilder von freischwebenden Partikeln im Wasser auf. Die Daten werden dann in Echtzeit an einen Computer übermittelt, automatisch analysiert und ausgewertet. Maschinelles Lernen hilft, dass die dabei verwendeten Algorithmen immer präziser werden. Mit der neuen Messmethode können wichtige Informationen über die Kleinstlebewesen im Zugersee gewonnen werden. «Durch die regelmässige Überprüfung des Planktons können wir Veränderungen im Zugersee besser erkennen und schneller darauf reagieren. Früher war die Auswertung von Planktondaten sehr aufwändig und zeitintensiv. Die automatisierte Analyse beschleunigt den Prozess enorm und verbessert die Aussagekraft der Resultate», so Martin Ziegler, Leiter des kantonalen Amts für Wald und Wild.

Das Aquascope wurde in enger Zusammenarbeit mit dem Wasserforschungsinstitut Eawag installiert. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben die vom US-amerikanischen Monterey Bay Aquarium Research Institute entwickelte Methode für die Schweiz angepasst und im Greifensee im Kanton Zürich erprobt. Sie verfügen daher über langjährige Erfahrungen bei der Messung und Auswertung von Planktondaten. Der zuständige Forschungsgruppenleiter von der Eawag, Franceso Pomati erklärt: «Wir haben es bei den Planktonnetzwerken in Seen mit einer hochkomplexen Dynamik zu tun. Wir versuchen diese genauer zu verstehen, um künftig auch Vorhersagen machen zu können. Das Aquascope erlaubt uns, die Entwicklungen in Echtzeit zu beobachten, aber auch die Verläufe verschiedener Jahre vergleichen zu können.» Ausserdem ist es denkbar, dass die hochaufgelösten Bilder von Kleinstlebewesen auch für die Früherkennung von aquatischen gebietsfremden Organismen, wie beispielsweise den Larven der Quaggamuschel, verwendet werden können und damit hilfreiche Erkenntnisse für den Umgang mit solchen Arten liefern.

Technik bietet weitere Möglichkeiten

Das Aquascope im Zugersee ist nach dem Greifensee die zweite permanente Messstation von Planktondaten in Schweizer Gewässern. Um eine hohe Datenqualität zu erhalten, hat das Amt für Wald und Wild verschiedene Standorte im Zugersee für die Installation des Aquascope evaluiert. Diese wiesen Vor- und Nachteile auf. Eine Installation im Hafen wäre zwar besser zugänglich. Die Bildqualität wegen Bootsverkehr und höherem Anteil an Schmutzpartikeln im Wasser jedoch schlechter. Erfahrungen der Eawag zeigten, dass die besten Resultate zu erwarten sind, wenn das Aquascope in der Freiwasserzone installiert wird und das Gerät im Umkreis von 15 bis 20 Metern von freiem Wasser umgeben ist. Das Aquascope befindet sich nun ca. 30 Meter von der Brutanstalt Walchwil entfernt und schwimmt mit Hilfe einer speziellen durch die Firma Chavanne Bootswerft in Malters entworfenen und gebauten Boje im See. Der Standort ist so ausgerüstet, dass weitere technische Einrichtungen für die Erfassung von anderen Daten installiert werden könnten. Bereits eingeplant, ist eine Messkette für das Erfassen von Daten zum Sauerstoffgehalt und der Wassertemperatur des Zugersees. Ausserdem könnte ein Sonargerät für ein Fischmonitoring installiert werden.

Über das Amt für Wald und Wild

Das Amt für Wald und Wild (AFW) ist für den Schutz und die nachhaltige Nutzung des Waldes sowie der Gewässer- und Wildlebensräume zuständig. Eine weitere Kernaufgabe ist das Naturgefahrenmanagement im Kanton Zug.

Über die Eawag

Die Eawag ist das Wasserforschungsinstitut des ETH-Bereichs mit zwei Standorten in Dübendorf ZH und in Kastanienbaum LU. Im Fokus ihrer interdisziplinären Forschung steht die Frage, wie wir Wasser nutzen, es gleichzeitig sauber und seine Ökosysteme gesund halten können.

Kontakt

Medienkontakt Eawag
Claudia Carle
Medienbeauftragte Eawag
+41 58 765 59 46
medien@eawag.ch

Medienkontakt Amt für Wald und Wild
Roman Keller
Abteilungsleiter Fischerei und Jagd (AFW)
+41 41 594 30 02
roman.keller@zg.ch

 

Bildmaterial

Vergrösserte Aufnahme von verschiedenen Planktonarten

Vergrösserte Bildaufnahme verschiedener Planktonarten (Bild: Eawag)

Paul Roberts (links) von der University of California kalibriert zusammen mit Mitarbeitenden der Eawag die Geräte. (Bild: Kanton Zug)

Paul Roberts (links) von der University of California kalibriert die Geräte. (Bild: Kanton Zug)

Das Team bei der Wasserung der Unterwasserkamera im Zugersee. Von links: Roman Keller (Abteilungsleiter Fischerei und Jagd, Kanton Zug), Paul Roberts (University of California, San Diego), Marta Reyes (Eawag), Stephanie Merkli (Eawag), Christian Ebi (Eawag), René Chavanne (Chavanne Yacht & Bootswerft GmbH), (Bild: Kanton Zug)

Das Team bei der Wasserung der Unterwasserkamera im Zugersee. Von links: Roman Keller (Abteilungsleiter Fischerei und Jagd, Kanton Zug), Paul Roberts (University of California, San Diego), Marta Reyes (Eawag), Stephanie Merkli (Eawag), Christian Ebi (Eawag), René Chavanne (Chavanne Yacht & Bootswerft GmbH), (Bild: Kanton Zug)

Die Unterwasserkamera Aquascope. (Bild: Kanton Zug)

Die Unterwasserkamera Aquascope. (Bild: Kanton Zug)

Blick ins Innere der Boie

Blick ins Innere der Boie. (Bild Kanton Zug)