18.06.2024, Medienmitteilung

Seltene Käfer im Zuger Wald

Im Waldnaturschutzgebiet «Zollischlag» in Hünenberg konnten über 200, zum Teil sehr seltene, Käferarten nachgewiesen werden. Darunter befinden sich dutzende Arten, die für die Zentralschweiz und den Kanton Zug neu sind. Die Entdeckungen unterstreichen die Bedeutung unberührter Waldgebiete für den Erhalt der Biodiversität und des ökologischen Gleichgewichts.

Für Käfer und viele weitere Tiere sind alte und abgestorbene Bäume eine wichtige Lebensgrundlage. Besonders viele dieser Bäume befinden sich im Waldnaturschutzgebiet «Zollischlag» in Hünenberg. Seit rund 50 Jahren wird auf einem Teilgebiet auf die Holznutzung verzichtet. Daniel Müller, Projektleiter für den Waldnaturschutz im Kanton Zug erklärt: «Auf einer Fläche von etwa einem Hektar wird weder Holz geschlagen noch abgestorbenes Holz, sogenanntes Totholz, abgeführt. So entwickelte sich ein fast urwaldähnlicher Bestand, wie man in der Gegend keinen zweiten findet.»

Über 200 Käferarten entdeckt

Im Auftrag des Amts für Wald und Wild hat der Biologe Roman Graf das Gebiet im Sommer 2023 untersucht und insbesondere die Totholzkäfer-Fauna erfasst. Die gesammelten Daten konnten zwischenzeitlich ausgewertet werden und brachten bemerkenswerte Erkenntnisse zu Tage. Gemäss Graf konnten sich im Zollischlag über 200 verschiedene Käferarten entwickeln: «Viele der gefundenen Arten sind äusserst selten und gelten als Erstnachweise für den Kanton Zug oder gar für die Zentralschweiz.»

Bemerkenswert sind etwa die Nachweise des Eichen-Düsterkäfers (Hypulus quercinus) sowie des Gebänderten Linien-Schwarzkäfers (Corticeus fasciatus). Diese beiden Arten sind in der Schweiz sehr selten. Weiter fanden sich im Zollischlag dutzende von Käferarten, die für den Kanton Zug oder die Zentralschweiz neu sind. Beeindruckend ist die Entdeckung von drei sogenannten «Urwald-Reliktarten», darunter des seltenen Urwald-Halbflüglers (Thoracophorus corticinus). Diese Arten sind sehr anspruchsvoll, was die Qualität von abgestorbenem Holz anbelangt und in Mitteleuropa vielerorts verschwunden.

Ein Hotspot der Biodiversität

Für den Biologen Roman Graf ist der Zollischlag ein einzigartiger Hotspot der Käfer-Biodiversität: «Der Zollischlag ist ein Beispiel dafür, dass auch kleine Waldgebiete enorm wertvoll werden können, wenn man nicht in ihre Entwicklung eingreift.» Das Waldnaturschutzgebiet zeigt eindrucksvoll, wie wichtig es ist, natürliche Lebensräume zu erhalten und zu schützen. Die Entdeckungen im Zollischlag unterstreichen die Bedeutung solcher Gebiete für den Erhalt der Biodiversität und des ökologischen Gleichgewichts.

Über das Amt für Wald und Wild

Das Amt für Wald und Wild (AFW) ist für den Schutz und die nachhaltige Nutzung des Waldes sowie der Gewässer- und Wildlebensräume zuständig. Eine weitere Kernaufgabe ist das Naturgefahrenmanagement im Kanton Zug.

Bilder

DanielMueller_RomanGraf

Daniel Müller vom Amt für Wald und Wild und der Biologe Roman Graf stehen vor einer alten Buche, die ein wichtiger Lebensraum für verschiedene Käferarten ist. (Bild: Kanton Zug)

Käferfalle

Eine Käferfalle im Zollischlag. (Bild: Kanton Zug)

Zollischlag

Im Zollischlag in Hünenberg wird seit rund 50 Jahren auf einem Teilgebiet auf die Holznutzung verzichtet. (Bild Kanton Zug).

Auf  Wikimedia Commons finden Sie Bilder von Käfern, die im Zollischlag festgestellt wurden. Bitte prüfen Sie die Bildrechte.

Kontakt

Daniel Müller

Projektleiter Waldnaturschutz / Staatsforstbetrieb, Amt für Wald und Wild
Direktion des Innern

+41 41 594 59 85 daniel.mueller3@zg.ch