25.10.2016, Medienmitteilung

Mauerreste der ehemaligen «Taube» datieren aus der Zeit um 1300

Die bauarchäologische Untersuchung am Haus Unteraltstadt 26, dem ehemaligen Restaurant «Taube» in Zug, ist abgeschlossen. Sie ergab, dass die ältesten Mauerreste aus der Zeit um 1300 stammen. Zudem hinterliessen gleich zwei verheerende Ereignisse in der Geschichte der Stadt Zug ihre Spuren an der Liegenschaft: Der Stadtbrand von 1371 und der Seeabbruch von 1435.

Das unter Denkmalschutz stehende Haus Unteraltstadt 26 in Zug, bekannt als Liegenschaft «Zur Taube», wird aktuell umgebaut und saniert. Parallel dazu führte das Amt für Denkmalpflege und Archäologie in Absprache mit dem mit der Sanierung beauftragten Architekturbüro routinemässig eine bauarchäologische Untersuchung durch. Dabei wurden Täfer abgelöst, moder- ner Putz abgeschlagen und Bodenbelag entfernt, bis die ins Mittelalter zurückreichenden Ge- bäudeteile freilagen.

Stadtbrand und Seeabbruch hinterliessen Spuren

Der älteste Baubestand im ehemaligen Restaurant «Zur Taube» konnte in der seeseitigen Haushälfte ausgemacht werden. Es handelt sich um Mauerreste eines ursprünglich wohl drei- geschossigen Gebäudes aus der Zeit um 1300. Auf der gassenseitigen Parzellenhälfte stand spätestens seit 1372/73 ein zweites Haus. Dieses komplett aus Holz errichtete Gebäude war vom seeseitigen Haus durch einen Nord-Süd gerichteten Abwassergraben getrennt. Das Alter des zur Gasse hin vorkragenden Holzhauses wurde mit Hilfe der Jahrringdatierung bestimmt: Die Hölzer wurden 1372 gefällt und - wie dies damals üblich war - «saftfrisch» verbaut. «Man kann also davon ausgehen, dass der Holzbau zwischen 1372 und 1373 realisiert wurde», so Anette JeanRichard, Leiterin der Abteilung Bauforschung und Mittelalterarchäologie. Die Erkenntnis ist ein indirekter Nachweis, dass Zug im Jahre 1371 tatsächlich von einer verheeren- den Brandkatastrophe heimgesucht wurde, nach welcher die Stadt innerhalb der Ringmauer neu aufgebaut werden musste. Ein weiteres grosses Unglück - nämlich der Seeabbruch vom 4. März 1435 mit 60 Toten und 26 versunkenen Häusern - ist am seeseitigen Hausteil der Unteraltstadt 26, abzulesen. Zumindest teilweise versank auch dieses Haus im See. Wahrscheinlich ist überdies, dass auf Grund der Katastrophe von 1435 sowohl im Bereich der heutigen Liegenschaft Unteraltstadt 26 als auch bei den angrenzenden Grundstücken eine Neuparzellierung vorgenommen wurde.

Münzen und Ausgleichsgewichte in den Ritzen des Zwischenbodens entdeckt

Die Nutzung der Unteraltstadt 26 als Wirtshaus «Zur Taube», zwischenzeitlich in Kombination mit einer Bäckerei, dürfte mindestens auf das 18. Jahrhundert zurückgehen. Dies legt ein weiterer interessanter Fund nahe: als materielle Zeugen der Nutzung des Hauses als Schankstube wurden nämlich über dreissig Münzen aus dem 17. und 18. Jahrhundert gefunden, die sich in den Zwischenböden des gassenseitigen «Säli» befanden. Sie dürften der Kundschaft entglitten und in den Ritzen des Holzbodens verschwunden sein. Auch sogenannte Münzgewichte, mit denen damals der Edelmetallgehalt eines Geldstückes ermittelt werden konnte, kamen zum Vorschein. «Die Zusammenarbeit mit dem Amt für Denkmalpflege und Archäologie war sehr gut und die Erkenntnisse der Bauforschung fliessen in die Gestaltung der neuen Räume ein» sagt Dan Semrad, geschäftsführender Partner und Inhaber des Büros CSL Partner Architekten. «Auch im geplanten Restaurant auf zwei Geschossen wird die historische Bausubstanz sicht- bar sein».

Fotos

Frontfassade mit roten Hölzern und weissem Putz der Taube

Die blaue Laterne markierte den Eingang zum Gasthaus «Zur Taube». Das Brezelmotiv in der Pflästerung zeugt von der Bäckerei, die einst hier betrieben wurde (© ADA Zug)

Wandansicht mit älterem Mauerbestand

Der älteste Mauerbestand vom Gasthaus «Zur Taube» stammt aus der seeseitigen Haushälfte. Er datiert aus der Zeit um 1300. (© ADA Zug)

Zwischenböden in der Schankstube und zwei Scheinwerfer

Aus den Zwischenböden des ehemaligen «Säli» der Schankstube «Zur Taube» fanden Archäologen diverse Münzen sowie Münz- und Ausgleichsgewichte. (© ADA Zug)

Verschiedene Münzen auf einem Haufen

Die entdeckten Münzen und Münz- und Ausgleichsgewichte stammen gemäss Untersuchung hauptsächlich aus dem 17. und 18. Jahrhundert. (© ADA Zug)

Kontakt

Anette JeanRichard

Co-Abteilungsleiterin Bauforschung und Mittelalterarchäologie
Direktion des Innern

+41 41 727 28 65 anette.jeanrichard@zg.ch