15.11.2017, Medienmitteilung

Vom Chalet zur Scheune, übers Wegkreuz bis zum «Sprützehüsli»

Die Inventarisierung der schützenswerten Denkmäler im Kanton Zug kommt planmässig voran. Nach Konsultation der Gemeinden hat der Kanton nun für Hünenberg und Walchwil jene Liegenschaften definiert, für die eine so genannte «Schutzvermutung» besteht. Somit verfügen neun von elf Gemeinden über ein aktuelles Inventar. Denkmalpflegerin Franziska Kaiser zeigte an zwei Abendveranstaltungen anhand von konkreten Bei- spielen auf, wie im Kanton Zug die Praxis von «Bewahren, Sanieren, Nutzen und Modernisieren» umgesetzt wird.

Wie die Zuger Regierung bereits im März 2015 bekannt gab, misst sie der Revision des Inventars der schützenswerten Denkmäler hohe Priorität zu. Die Direktion des Innern kommt mit der Revision aber auch einer Forderung der Gemeinden, Hauseigentümerschaften und der kantonalen Denkmalkommission nach. Ein aktuelles Inventar schafft Transparenz, Planungs- und Rechtssicherheit für alle Beteiligten. Es beschleunigt die Abklärung der Schutzwürdigkeit und liefert eine Gesamtübersicht über historisch wertvolle baukulturelle Zeugen im Kan- ton Zug. Im Inventar der schützenswerten Denkmäler sind Objekte erfasst, für die eine sogenannte Schutzvermutung besteht, die aber nicht geschützt sind. Die gegenwärtige Revision berücksichtigt Bauten, die bis 1975 erstellt wurden. Das kantonale Denkmalschutzgesetz schreibt vor, dass die Zuger Gemeinden die kantonale Denkmalpflege zur Stellungnahme einladen, bevor Baubewilligungen für Bauvorhaben an inventarisierten Liegenschaften erteilt werden.

Eigentümerinnen und Eigentümer wurden von der Direktion des Innern im Beisein von Frau Landammann Manuela Weichelt und Gemeindevertretungen jüngst zu Informationsveranstaltungen nach Walchwil bzw. Hünenberg eingeladen und über die gesetzlichen Grund- lagen informiert. Franziska Kaiser betonte die wertvollen Rückmeldungen aus den Gemeinden bei den Inventarisierungsvorschlägen. «Die Gemeinden verfügen über viel Wissen, was die Bauhistorie angeht. Dieses macht sich der Kanton bei der Inventarisierung zu Nutze». Umgekehrt, so Hünenbergs Gemeindepräsidentin Regula Hürlimann, würden die Gemeinden dank der Konsultation für erhaltenswerte Liegenschaften in ihren Gemeinden sensibilisiert. Es finde eine wichtige Diskussion statt. «Es ist gut, dass Kanton und Gemeinden den Dialog in dieser Sache verstärkt haben. So kann dieser Prozess konstruktiv gestaltet werden», so Hürlimann. Stefan Hochuli, Leiter des Amtes für Denkmalpflege und Archäologie führte aus, dass moderne Denkmalpflege nicht bloss den Erhalt von alter Bausubstanz bezwecke, sondern vor allem auch zeigemässe und sinnvolle Nutzung von schützenwerten oder geschützten Bauten. Das Prinzip der Verhältnismässigkeit schütze die Eigentümerschaft vor übermässigen Nutzungseinschränkungen.

Zum Abschluss der Inventarisierung stehen noch Oberägeri und Unterägeri an. Die Revision des kantonalen Inventars der schützenswerten Denkmäler wird voraussichtlich bis Ende 2018 abgeschlossen sein. Ausgehend vom gesamten Gebäudebestand gelten im Kanton Zug heute rund 6 % der Bauten als schützenswert. Etwa 2 % stehen unter Denkmalschutz.

Mehr Informationen zu den Inventar-​ und Schutzobjekten in den Zuger Gemeinden

Strasse im Vordergrund, gelbes Chalet mit Garten im Vordergrund und Balkon

Das Chalet an der Dorfstrasse 6 in Walchwil wurde 1904 erbaut und ist ein wichtiger Vertreter des «Schweizer Holzstils». Dieser zeichnet sich durch feingliedrige und detailreiche Holzkonstruktionen aus. Das Mehrfamilienhaus mit Etagenwohnungen ist eines der ältesten erhaltenen Mietshäuser Walchwils und somit auch sozialhistorisch von Bedeutung. (© ADA Zug)

Ansicht der Scheune von der Seite, Strasse und Rasen im Vordergrund

Die prächtige Scheune des Guts «Früebüel» auf dem Walchwiler Berg stammt aus dem Jahr 1943 und ist seit 1989 im Besitze der ETH Zürich. Diese betreibt auf dem Areal eine Forschungsstation. Der grösste und auffälligste Bau von Früebüel zählt zu den voluminösesten Scheunen des Kantons. Aufgrund seiner einstigen Nutzung - Sträflinge leisteten hier während dem Krieg Landwirtschaftsdienst - kommt ihm eine militärhistorische und heimatkundliche Bedeutung zu. (© ADA Zug)

Ansicht Spritzhaus von der Seite, Rasen im Vordergrund

Bei der Stadelmatt in der Gemeinde Hünenberg steht dieses Spritzenhaus aus dem Jahre 1904. Es besteht aus einem Magazin für Geräte und einem Trocknungsraum für Wasserschläuche. Das Holzhaus ist ein interessanter Zeitzeuge für die manuelle Feuerlöschtechnik vor der Ära der motorisierten Feuerlöschwagen. Es ist im Besitze der Gemeinde Hünenberg. (© ADA Zug)

Eingang des Schulhauses mit Fahne und Hügel im Vordergrund

Das Schulhaus Matten wurde 1933 durch den Zuger Architekten Emil Weber erbaut und steht als Solitär in der Reussebene im Ortsteil Felderen. Es diente als Vorbild für zahlreiche andere Schulhausbauten im Kanton Zug. Aus architekturhistorischer Sicht dokumentiert der Bau geradezu exemplarisch den Übergang vom Späthistorismus zur frühen Moderne. (© ADA Zug)

Wegkreuz auf Wiese vor blauem Himmel

Das stattliche Wegkreuz an der Kantonsstrasse zwischen Lindencham und Sins stammt aus dem Jahre 1950 und wurde vermutlich im Auftrag der Gemeinde Hünenberg realisiert. Es trägt die Inschrift «Gelobt sei Jesus Christus, alle Ewigkeit Amen». Der Urheber ist unbekannt, die Signatur im Sandstein weist lediglich einen «L. Iten» aus. Gestaltung, Bearbeitung und Ausführung zeugen von hoher künstlerischer Qualität. (© ADA Zug)

Kontakt

Franziska Kaiser

Leiterin Abteilung Denkmalinventar und Beiträge
Direktion des Innern

+41 41 728 28 72 franziska.kaiser@zg.ch