10.01.2019, Medienmitteilung

Höhepunkte Zuger Archäologie und Bauforschung 2018 – öffentlicher Vortrag

Eine geheimnisvolle Grube aus der Bronzezeit, ein 30'000 Jahre alter Mammutzahn, ein kleiner Schatz mittelalterlicher Münzen, unbekannte Reste eines mittelalterlichen Turms der Stadtbefestigung und die Untersuchung eines der ältesten Gebäude im Dorfzentrum von Steinhausen: Das Jahr 2018 war archäologisch und bauhistorisch ertragreich und spannend. Stefan Hochuli, Leiter des Amts für Denkmalpflege und Archäologie, präsentiert die Höhepunkte am Sonntag 20. Januar 2019 um 15.00 Uhr anschaulich und für ein breites Publikum verständlich in Zug. Gezeigt werden auch originale Fundobjekte.

Archäologie ist alles andere als eine verstaubte Disziplin. Weil die Zuger Bevölkerung stets ein grosses Interesse an den Entdeckungen bekundet, lädt das Amt für Denkmalpflege und Archäologie die Öffentlichkeit jeweils Anfang Jahr zu einem Vortrag ein, an welchem die Highlights des Vorjahres präsentiert werden. «Archäologische Funde und historische Baudenkmäler sind wichtig für unser kulturelles Selbstverständnis und die gesellschaftliche Identität. Sie sind Teil unseres histori-schen Gedächtnisses und müssen auch für kommende Generationen gesichert bleiben», betont Amtsleiter Stefan Hochuli.

Steinstele - vermutlich ein Schweizer Unikat

Bei Ausgrabungen anlässlich des Kiesabbaus im Chamer Äbnetwald stiess die Zu-ger Archäologie auf eine geheimnisvolle Grube aus der Bronzezeit. Darin sind verschiedene Objekte deponiert worden, die auf eine rituelle Verwendung hinweisen. Besonders bemerkenswert ist eine rund 40 Zentimeter grosse Steinstele in stilisier-ter Menschengestalt mit einer Gravur, bei der es sich schweizweit um ein Unikat handeln dürfte. Ebenfalls im Rahmen des Kiesabbaus wurde in rund 20 Metern Tiefe der Backenzahn eines Mammuts entdeckt, der mindestens 30'000 Jahre alt ist.

Neue Erkenntnisse über das «Rotkreuzer Mammut»

Neue Erkenntnisse liegen zu den im Jahre 2015 bei Rotkreuz entdeckten Skelett-resten eines Mammutbullens aus der Zeit um 15'000 vor Christus vor: Untersuchungen an der Universität Tübingen (D) ergaben eine genetische Verwandtschaft mit Mammuts aus Westsibirien. Die Überreste des «Rotkreuzer Mammuts» befanden sich während fast zweier Jahre in Deutschland in einem Konservierungsbad und können jetzt in der Ausstellung «Mammuts. Zuger Riesen zeigen Zähne» im Museum für Urgeschichte im Original besichtigt werden. «Doch es sind nicht nur die gelegentlichen Sensationsfunde der Zuger Archäologie, welche die eigentliche Bedeutung dieser kantonalen Aufgabe ausmachen. Es ist vielmehr die Summe vieler kleiner Funde und die damit verbundenen Erkenntnisse aus der Geschichte der Menschheit, die ein äusserst lebendiges Bild der Vergangenheit zeichnen», so Stefan Hochuli.

Pfahlbauten, Silber- und Goldmünzen mittelalterlicher Turm und historische Häuser

Die grosse Trockenheit im Sommer führte zu einem Absinken des Wasserspiegels des Zugersees. In Oberrisch konnten im Niedrigwasser rund 100 Pfähle eines jungsteinzeitlichen Pfahlbaus aus der Zeit um 3000 vor Christus lokalisiert werden. Für das Berichtsjahr ebenfalls erwähnenswert sind ein kleiner Schatz mittelalterlicher Silbermünzen aus der Gemeinde Baar und eine in der Gemeinde Hünenberg ge-fundene Goldmünze aus der Zeit um 1400 aus Venedig. In der Stadt Zug wurden bei Werkleitungsarbeiten Überreste des mittelalterlichen Geissweidturmes gefunden, die Hinweise auf die ursprüngliche Gestalt des Turmes geben. Der Turm war Teil der ab 1478 erbauten zweiten, äusseren Stadtbefestigung. Er wurde 1526 zerstört und später in anderer Form neu erbaut. Im Dorfzentrum von Steinhausen wurde eine der ältesten noch stehenden Bohlenständerbauten im Kanton untersucht.

Stefan Hochuli freut sich, der interessierten Zuger Öffentlichkeit ein höchst lebendiges Bild vergangener Zeiten anschaulich und in allgemein verständlicher Form vorzustellen. Zudem zeigen er und sein Team verschiedene Fundobjekte im Origi-nal.

Öffentlicher Vortrag

Sonntag, 20. Januar 2019, 15.00 Uhr, Wilhelm-Gebäude, Hofstrasse 20, Aula (vis-à-vis Museum für Urgeschichten), Referat durch Dr. Stefan Hochuli, Leiter Amt für Archäologie und Denkmalpflege. Der Eintritt ist frei.

Fotos

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Fundensemble aus der bronzezeitlichen Kultgrube Cham-Oberwil: links «Rillenstein», Mitte hinten Steinstele, Mitte vorne «Mondhorn», rechts Keramikgefäss. (© ADA Zug)

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Rund 20 Zentimeter langer und mindestens 30'000 Jahre alter Backenzahn eines Mammuts aus der Kiesgrube bei Cham-Oberwil. (© ADA Zug)

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Mittelalterliche Goldmünze aus der Gemeinde Hünenberg. Der «Ducato» der Republik Venedig wurde im 14. Jahrhundert geprägt. (© ADA Zug)

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Die entdeckten Fundamentreste des mittelalterlichen Geissweidturms in der Stadt Zug sind durch frühere Leitungsarbeiten bereits stark zerstört. (© ADA Zug)

Kontakt

Stefan Hochuli

Leiter Amt für Denkmalpflege und Archäologie
Direktion des Innern

+41 41 728 28 58 stefan.hochuli@zg.ch