05.09.2022, Medienmitteilung

Zuger Denkmaltage: unbeschwert, historisch, vielseitig

Die Scheinwerfer der diesjährigen Denkmaltage vom 10. / 11. September richten sich auf historisch bedeutsame Bauten, die im Kontext des Mottos «Freizeit» stehen. Die auserwählten Objekte erlauben einen besonders unbeschwerten Zugang zum Thema Kulturgüterpflege und zeigen die grosse Vielfalt unseres baukulturellen Erbes. «Die Baudenkmäler sollen von der Zuger Bevölkerung nicht einfach nur bewundert, sondern vielfältig genutzt werden», so Amtsleiterin und Denkmalpflegerin Karin Artho. «An den Denkmaltagen zeigen wir, wie das funktioniert.»

Einer der Schauplätze ist das Papieri-​Areal in Cham, das derzeit einen interessanten Wandel erlebt. Auf dem 11 Hektar grossen Gelände entstehen moderne Bauten mit Wohnungen und Gewerberäumen und wird gleichzeitig historischer Baubestand bewahrt und zu neuem Leben erweckt. So etwa das ehemalige Portierhaus und das «Langhuus», zwei Bauten, die an den Denkmaltagen in den Fokus der Aufmerksamkeit rücken. Das 1919 im Heimatstil gebaute Portierhaus hat diverse Sanierungsmassnahmen erfahren, mit denen der ursprüngliche Charakter des Denkmals wiederhergestellt und eine Umnutzung als Veranstaltungsort möglich wird. Erfolgreich vollzogen wurde diese Transformation bereits im «Langhuus». Es bietet nach sorgfältiger Sanierung als multifunktionaler Treffpunkt mit Ateliers und Bar viel Raum für Aktivitäten aller Art.

Architekturspaziergänge thematisieren Qualität von Raum und Bauten

Ein Architekturspaziergang führt das Publikum entlang des Seeufers von der Täubmatt über die Villette bis zum Schlosspark St. Andreas. Besichtigt werden kann unter anderem das repräsentative Bootshaus der Villa Solitude sowie das eindrückliche Castellino von St. Andreas und weitere Stätten der Freizeitnutzung am Zugersee, die auf das 19. und 20. Jahrhundert zurückgehen. Ein zweiter Spaziergang steht unter dem Motto «Freie Zeit im öffentlichen Raum» und findet in Zug statt. Vom Kunsthaus geht es durch die Altstadt entlang der Seepromenade zum Bistro Quai Pasa. Unterwegs macht man Halt in Gassen, an Strassen, auf Plätzen und vor Kunstwerken, erfährt Wissenswertes zur städtebaulichen Entwicklung und setzt sich kritisch mit Fragen zur räumlichen Qualität auseinander.

Führungen zu historischen Bauten, die im Wandel sind

Richtung Zugerberg bewegen muss sich, wer erfahren will, was mit der ehemaligen Trinkhalle passiert, die auf dem Gelände des Instituts Montana steht und einst ein Nebengebäude der ehemaligen «Curanstalt Schönfels» war. Die 1870 erstellte Holzbaute wurde nämlich im Frühling letzten Jahres komplett und sorgsam demontiert. Die Holzkonstruktion wurde in Einzelteile zerlegt, saniert und repariert. Wenn nötig wurden einzelne Balken ergänzt oder ausgetauscht. Viel Arbeit für die Zimmermänner der Xaver Keiser AG. Derzeit findet die Remontage des Baus statt. Neu wird die Trinkhalle als Empfangs-​ und Besucherzentrum der Privatschule dienen. Die vielfältige Nutzungsgeschichte der denkmalgeschützten Trinkhalle, die früher eine Kegelbahn und auch eine Schreinerei beherbergte, wird somit um ein Kapitel reicher.

Keine Denkmalpflege ohne Handwerk und engagierte Eigentümer

Eine interessante Geschichte zu erzählen hat auch das Werkstattgebäude aus dem späten 19. Jahrhundert auf dem Areal des Lassalle-​Hauses in Edlibach. Zu Zeiten, als auf diesem Gelände noch die «Kur- & Wasserheilanstalt Schönbrunn» betrieben wurde, nahm der zweigeschossige, schmale Baukörper mit den schönen Klappläden verschiedene Funktionen wahr und diente unter anderem als Schmitte. Nun wurde die Baute einer denkmalgerechten Dach-, Decken-​, Boden-​ und Fassadensanierung unterzogen und erhielt dank fachkundigem Wissen von Malern und Restauratoren wieder den ursprünglichen, historisch verbrieften Farbanstrich. Auch dieses Objekt, das sich in einem wunderbaren Park mit altem Baumbestand befindet, wird bald neu genutzt: als Umkleidekabine und Verkaufsladen von frischem Obst und Gemüse der Zuwebe, die auf diesem Gelände einen riesigen Garten bewirtschaftet.

Denkmäler stiften Gefühl von Zusammengehörigkeit

Das Programm der Denkmaltage 2022 beinhaltet noch viele weitere Schauplätze mit Führungen, die das Team der Zuger Denkmalpflege in Zusammenarbeit mit Profis aus Bau, Architektur und Handwerk organisiert hat. «Ohne das Mitwirken der externen Baufachleute, der Museen und Organisationen wie Heimatschutz und Bauforum könnten wir die Denkmaltage gar nicht durchführen. Aber auch das Engagement der Eigentümerschaften ist Voraussetzung, dass an diesem Wochenende so viele Türen aufgehen», betont die Leiterin des Amts für Denkmalpflege und Archäologie Karin Artho, die den Diskurs über Baukultur stärken will. Ähnlich sieht es Regierungsrat Andreas Hostettler. «Die Teilhabe am kulturellen Erbe ist ein zentrales Element unserer Demokratie. Denn Denkmäler stiften als Erinnerungsorte ein Gefühl der Zusammengehörigkeit und ein Verständnis für die gemeinsame Vergangenheit. Auf Basis dieser Werte wollen wir unsere Denkmäler erhalten, pflegen und fit für die Zukunft machen.»

Denkmal-​Apéro, Netzwerk und Austausch in der Papieri

Eingeladen ist die Bevölkerung auch zum traditionellen Denkmal-​Apéro. Dieser findet am Samstag, 10. September zwischen 11.30 Uhr und 13 Uhr auf dem Papieri-​Areal im «Langhuus», an der Farbrikstrasse in Cham statt. Regierungsrat Andreas Hostettler, Gemeinderat Rolf Ineichen und Karin Artho berichten über aktuelle Herausforderungen und freuen sich auf zahlreiches Erscheinen.

Fotos

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Plakat Tag des Denkmals an einer Strasse

Der Kanton Zug beteiligt sich seit 1995 an den Europäischen Denkmaltagen. Das Interesse der Bevölkerung ist gross. (© Sabine Windlin)

Anblick Landsgemeindeplatz mit Fontaine und Regierungsgebäude im HIntergrund

Ein Architekturspaziergang entlang der Zuger Seepromenade setzt sich kritisch mit der Qualität des öffentlichen Raums auseinander. (© Andreas Busslinger)

Ansicht des Schlossparks St. Andreas von oben mit dem Zugersee am rechten Rand

Ein Architekturspaziergang führt von der Täubmatt via die Villette zum Schlosspark St. Andreas zu historischen Bauten (© Andreas Busslinger)

Ansicht der Aussenfassade des Langhuuses bei Nacht mit farbiger Lichterkette

Im sanierten «Langhuus auf dem Papieri Areal in Cham findet der traditionelle Denkmal- und Netzwerk-Apéro statt. (© Sabine Windlin)

Anblick Portierhaus im Hintergrund, im Vordergrund Abschrankung von Baustelle

Das 1919 im Heimatstil gebaute Portierhaus (klein in der Bildmitte) wurde gekonnt saniert und steht bald als Veranstaltungsort zur Verfügung. (© Sabine Windlin)

Trinkhalle während der Demontage unter Planen

Die denkmalgeschützte Trinkhalle auf dem Zugerberg (Montana) wurde sorgfältig demontiert und wiederaufgebaut. Zimmermannskunst vom Feinsten. (© Sabine Windlin)

Werkstattgebäude von der Seite mit Fenster und Türen

Das Werkstattgebäude im Lassalle-Park bei Edlibach erfuhr ebenfalls eine sanfte Sanierung und steht in Kürze für eine neue Nutzung parat. (© Sabine Windlin)

Foto 8 Wandmalerei

Im denkmalgeschützten Haus Ägeristrasse 3 wurden Wandmalereien aus dem 16. Jahrhundert entdeckt. (© ADA Zug, Anette JeanRichard)

Alte Ansicht mit dem Castellino auf dem Zugersee, links Schilf und rechts der Steg

Das eindrückliche Castellino von St. Andreas kann auf dem Chamer Architekturspaziergang besichtigt werden. (© Postkarte: Archiv ADA Zug)

Ansicht des Areals, Gebäude im Umbau, im Hintergrund Kran

Kinder und Jugendliche erkunden das Papieri Areal auf einer Raumsafari und entdecken die baulichen Besonderheiten des geschichtsträchtigen Ortes. (© Sabine Windlin)

Kontakt

Karin Artho

Leiterin Amt für Denkmalpflege und Archäologie
Direktion des Innern

+41 41 728 28 55 karin.artho@zg.ch