Schilf bietet Lebensraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten. Umso wichtiger ist es, die Schilfbestände im Kanton Zug zu schützen und zu erhalten.

Ausgangslage

Das Schilf erstreckt sich vom Nordufer zwischen Zug und Choller in ausgedehnten Flachwasserzonen bis nach Buonas und verleiht dem Zugersee seinen unverwechselbaren Charakter.

Es liefert Tieren und Pflanzen ideale Lebensbedingungen und es gilt, die wertvollen Schilfbestände in natürlichen Gewässern zu schützen und zu erhalten.

So schön unsere Schilfbestände auch sind: Ihnen droht von vielen Seiten Gefahr. Verbaute und intensiv genutzte Ufer, die zu hohe Nährstoffkonzentration im Wasser, Wellenschlag, Erosion und Treibgut sind nur einige Gründe, weshalb zwei Drittel der Schilfgebiete am Zugersee verschwunden sind. Die Arbeitsgruppe Schilfschutz ist dafür zuständig, die bestehenden Bestände zu schützen und zu vergrössern.

Schilfbestände machen den Zugersee zu einem Ort der Ruhe und Harmonie. Insbesondere das Zugerseeufer zwischen Choller und Buonas ist geprägt von grossen Flachwasserzonen mit ausgedehnten Schilfröhrichten – sie gehören zu den schönsten und bedeutendsten im Kanton. Schilf ist aber nicht nur eine Augenweide, sondern auch ein wichtiger Lebensraum.

Tiere und Pflanzen finden hier ideale Lebensbedingungen. Entsprechend gross ist der Artenreichtum in der Übergangszone vom Wasser zum Land. Sie bietet vielen Tieren Schutz, Rückzugsmöglichkeiten, ausreichend Brut- und Laichplätze sowie eine gute Nahrungsgrundlage. Schliesslich ist Schilf ein wichtiger Indikator: Wo die Pflanzen gut gedeihen, ist die Natur intakt. Massnahmen zum Schilfschutz kommen deshalb unzähligen Lebewesen zugute.

 

Flora

Die Pflanzengesellschaft in einem Schilfgebiet wird als Röhricht bezeichnet. Rohrkolben, Igelkolben, Rohr-​Glanzgras sowie Wasser-​Schwaden sind hier zu Hause. Am stärksten verbreitet ist aber das Schilfrohr. Es gehört zu den Süssgräsern, ist eine Sumpfpflanze und wird bis zu vier Meter hoch. In der Hauptwachstumszeit legt das Schilfrohr pro Tag bis zu drei Zentimeter zu. Imposant ist sein Wurzelwerk: Die Ausläufer erreichen im Boden bis zu zwanzig Meter – eine einzelne Pflanze bildet zahllose Halme und wird meist als ganzer Schilfbestand wahrgenommen. Das Schilfrohr ist deshalb ein wertvoller Uferbefestiger.

 

Fauna

Feuchtgebiete sind ein Paradies für Tiere. Vögel finden hier Brut- und Futterplätze sowie Rastmöglichkeiten auf ihrem Weg nach Süden. Ein typischer Schilfbewohner ist der Teichrohrsänger. Er hat sich so stark seiner Umgebung angepasst, dass man ihn kaum mehr sieht. Seine Nester befestigt er geschickt zwischen Schilfhalmen.

Amphibien und Insekten wiederum schätzen das Nebeneinander von Land und Wasser. Zum Beispiel die Kleine Mosaikjungfer: Die Libelle entwickelt sich als Larve im Wasser. Nach etwa drei Jahren klettert das Tier an Land und verwandelt sich zum ausgewachsenen Insekt, wo es sich auch paart.
Ausgesprochen wichtig ist das Schilf für viele Fischarten. Sie laichen hier, wachsen als Jungtiere im Röhricht auf, finden ausreichend Nahrung und können sich bei Gefahr im dichten Pflanzenbestand verstecken.

Seit der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts ist im Zugersee ein Rückgang der Schilfbestände zu beobachten. Dieser hat verschiedene natürliche und vom Menschen beeinflusste Ursachen, die sich gegenseitig in ihrer Wirkung verstärken:

  • Abbruch Kliffkante, Unterwassererosion
  • Vogelfrass
  • Wellenschlag
  • Schwemmholz
  • Ufermauern
  • Nährstoffhaushalt, Algen
  • Erholungsdruck Bevölkerung


Einige Wildvögel, heute vor allem Graugänse, schädigen den Schilfbestand, indem sie Knospen, Blätter und Halme verbeissen und fressen. Ein im Verhältnis zum Schilfangebot zu grosser Graugansbestand schädigt besonders das Wasserschilf in grossem Ausmass. Die Erfahrung zeigt, dass sich stark abgefressene Schilfbestände nicht mehr erholen.

Der hohe Nährstoffgehalt des Zugersees führt zu einer grossen Algenproduktion (siehe «Nährstoffgeschichte Zugersee» bei den Downloads). Auf der Wasseroberfläche schwimmende Algenpakete knicken mit dem Wellenschlag austreibende Schilfhalme. Tote Algen sinken an den Seegrund, bilden am Seegrund faulenden Schlamm und schädigen die Seeufervegetation.

Am Westufer im Gebiet Dersbach befinden sich die wertvollsten und ausgedehntesten Schilfbestände des Zugersees. Die dort vorhandene natürliche Abbruchkante des Seebodens auf einer Tiefe von etwa 80 Zentimetern verlagert sich Richtung Land und zerstört den bestehenden Schilfgürtel unwiederbringlich.

Starker Wellenschlag, verursacht durch Windeinwirkung oder Motorbootbetrieb, führt zur mechanischen Beanspruchung der Ufervegetation. Bei hart verbauten Ufern, beispielsweise Ufermauern, ist die Energieeinwirkung besonders hoch.

Dem Schilfschutz kommt im Kanton Zug grosse Bedeutung zu. Die Massnahmen zielen in zwei Richtungen: Einerseits werden die Schilfbestände vor natürlichen und menschlichen Einflüssen bewahrt. Andererseits werden bestehende Gebiete vergrössert, um den starken Rückgang der letzten Jahrzehnte zu kompensieren. Im Jahr 1997 hat die Baudirektion ein Schilfschutzkonzept erarbeitet. Es zeigt auf, wo am Zuger-​ und Ägerisee mit welchen Mitteln eine gute Wirkung erzielt werden kann. Umgesetzt wird das Konzept durch die kantonale Arbeitsgruppe Schilfschutz.

Die Massnahmen sind vielfältig: Kiesschüttungen sollen im Uferbereich der Erosion entgegenwirken, Palisaden brechen die Kraft der Wellen, Verbesserungen in der Landwirtschaft und ein effizientes Abwasserreinigungssystem reduzieren den Phosphorgehalt im See, Treibholz und Schwemmgut werden regelmässig entfernt und Zäune schützen das Röhricht vor gefrässigen Vögeln und Algenwatten. Renaturierungen helfen, dass das Schilf seinen angestammten Lebensraum wieder zurückerobert.

 

Gewässerschutzmassnahmen

Der Rückgang des Nährstoffgehalts im Zugersee ab den 1980er-​Jahren ist die Folge seeexterner Gewässerschutzmassnahmen in der Siedlungsentwässerung sowie in der Landwirtschaft (Fernhalten von Abwasser und Dünger). Die bedeutendste Massnahme ist der Bau der Kläranlage Schönau im Jahr 1977, welche das gereinigte Abwasser in die Untere Lorze ausserhalb des Einzugsgebietes des Zugersees abgibt. Ebenfalls einen Beitrag zur Verbesserung der Wasserqualität leistete der vom Gewässerschutz verlangte Kapazitätsausbau für die Lagerung von Hofdünger und der Vollzug der Düngervorschriften in der Landwirtschaft.

Die kantonale Arbeitsgruppe Schilfschutz plant, koordiniert und realisiert sämtliche Aktivitäten zum Schilf-​ und Uferschutz. Die Basis dazu bildet das Schilfschutzkonzept: Es zeigt Massnahmen zum Schutz und zur Förderung der Schilfbestände am Zuger-​ und Ägerisee auf.

 

Die Arbeitsgruppe ist seit 1997 tätig. Das Amt für Wald und Wild, das Amt für Umweltschutz, das Tiefbauamt sowie das Amt für Raumplanung arbeiten interdisziplinär zusammen.

 

Die Arbeitsgruppe hat sich bewährt. Die Einsätze zum Schilf-​ und Uferschutz sind optimal koordiniert und werden effizient umgesetzt, interessierte Kreise sowie die breite Öffentlichkeit werden vermehrt sensibilisiert. Das ist auch wichtig, denn Schilfschutz funktioniert nur, wenn alle mitmachen, die den See und das Ufer nutzen.

 

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Projektleiter

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