Waldschutz & Waldgesundheit

Unter Waldschutz versteht man den Schutz der Wälder und Bäume vor Schadorganismen und abiotischen Schäden wie beispielsweise Stürmen. Mit einem gesunden Wald sollen wichtige Waldleistungen wie der Schutz vor Naturgefahren, die Biodiversität oder die Holznutzung nachhaltig gewährleisten werden.

Sturmschäden Risch 2021

Waldschadorganismen

Es gibt diverse Schadorganismen, welche Bäume befallen und zum Absterben bringen können oder die einheimische Flora und Fauna verdrängen. Es handelt sich sowohl um einheimische Arten wie den Borkenkäfer als auch um gebietsfremde, eingeschleppte Arten, die sich invasiv verhalten, wie zum Beispiel den Japanischen Staudenknöterich oder den Pilz, welcher das Eschentriebsterben verursacht.

 

Globalisierte Handelsströme und das Reiseverhalten führen dazu, dass laufend neue potenzielle Schadorganismen eingeführt werden. Der Klimawandel kann bewirken, dass sich bereits vorkommende oder neu eingeschleppte Schadorgansimen stärker ausbreiten. Etablierte Schadorganismen sind oft kaum mehr oder nur mit sehr hohem Aufwand wieder wegzubringen. Bund und Kantone haben sich darum zum Ziel gesetzt, gefährliche Arten zu identifizieren und ihre Ausbreitung frühzeitig einzudämmen. Eine kantonale Priorisierung dieser waldrelevanten Schadorganismen unterstützt die effiziente Verteilung von personellen und finanziellen Ressourcen.

 

Einige der häufigsten aktuellen Schadorganismen im Kanton Zug werden im Folgenden vorgestellt:

Der verbreitetste Borkenkäfer ist der Buchdrucker. Dieser einheimische Käfer befällt normalerweise nur geschwächte Fichten. Er zerstört beim Frass den Saftstrom des Baumes, wodurch dieser abstirbt. Kommt es aber infolge von Stürmen zu viel Totholz, ideales Brutmaterial für den Käfer, und führt ein langer, heisser Sommer zu mehreren Käfergenerationen, dann vermehren sich die Buchdrucker so stark, dass sie auch gesunde Fichten befallen, da diese es nicht mehr schaffen die Käfer mit starkem Harzfluss abzuwehren.

Die Wälder des Kantons Zug wurden in den Jahren nach dem Sturm Lothar (1999) und dem Sturm Burglind (2018) besonders stark vom Buchdrucker befallen. Dank dem raschen und konsequenten handeln der Förster und Waldeigentümer, konnten die meisten befallenen Bäume rechtzeitig entfernt werden, so dass die Zahlen vergleichsweise rasch wieder abnahmen.

Die aktuelle Flugaktivität und Bestandesentwicklung je nach Region in der Schweiz können Sie sich auf www.borkenkaefer.ch anschauen.

Weitere Informationen zu Borkenkäfern finden Sie im Merkblatt für die Praxis der Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft.

In der Schweiz gibt es eine Vielzahl an Fruchtfliegen, die vor allem überreifes Obst befallen. Die aus Ostasien stammende Kirschessigfliege hat allerdings so einen starken Legeapparat, dass sie auch durch die Haut von noch nicht reifem Obst durchdringt und so ihre Eier früher ablegen kann. Dies ist ein Vorteil gegenüber der Konkurrenz. Sie injiziert neben einem Ei auch einen Hefepilz in die Frucht, der die Verrottung beschleunigt. Dass die Kirschessigfliege hierbei auch Wildpflanzen befällt ist wenig bekannt. In den Kantonen Zürich und Zug wurden im Jahr 2020 Waldflächen untersucht und festgestellt, dass gewisse Früchte von Waldpflanzen, wie beispielsweise Heidelbeeren oder Holunderfrüchte sehr stark befallen waren. Dies kann erhebliche ökologische Schäden zur Folge haben: Vögel und andere beerenfressende Tierarten sowie der Mensch können die verdorbenen Früchte meist nicht mehr nutzen und die beerentragenden Pflanzen können sich nicht mehr über den Tierkot weiträumig verbreiten.

Die Forschungsergebnisse der Untersuchung wurden in einem Artikel der Zeitschrift Wald und Holz publiziert.

In den letzten Jahren lassen sich auffallend viele abgestorbene Eschen beobachten. Der Grund dafür ist meistens ein aus Ostasien eingeschleppter Pilz, der das Eschentriebsterben, auch Eschenwelke genannt, verursacht. Der Pilz befällt Blätter, Triebe und Rinde und sorgt für ein Absterben dieser Baumteile. Ältere Eschen können sich meistens durch die Bildung von Ersatzästen und Wasserreissern noch einige Zeit gegen das Absterben wehren. Junge Eschen sterben rasch nach dem Befall. Die Krankheit wurde 2009 das erste Mal im Kanton Zug festgestellt und hat sich rasch über das gesamte Kantonsgebiet ausgebreitet. Leider gibt es bis heute keine wirkungsvollen Massnahmen gegen das Eschentriebsterben. Kranke Bäume können leicht umfallen und werden, wenn sie ein Sicherheitsrisiko darstellen, gefällt.

Weitere Informationen zum Eschentriebsterben finden Sie im Merkblatt für die Praxis der Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft.

Pflanzen die sich stark in Gebieten ausbreiten, in denen sie ursprünglich nicht vorkamen, werden invasive Neophyten genannt. Sie breiten sich unter anderem aufgrund fehlender natürlicher Feinde stark und rasch aus, verdrängen einheimische Arten, können Schäden an Infrastruktur und der Gesundheit verursachen sowie das Waldbild markant verändern.

Auch im Kanton Zug werden standortheimische Arten von invasiven Neophyten verdrängt. Nicht nur das Drüsige Springkraut, der Japanische Staudenknöterich, der Riesenbärenklau oder das Henrys Geissblatt sind höchst problematisch. Auch weitere Arten wie zum Beispiel der Kirschlorbeer würden sich, wenn sie nicht bekämpft würden, in den Wäldern stark ausbreiten.

Interessieren Sie sich allgemein für das Thema Neophyten oder möchten Sie einen Neophytenstandort melden, dann finden sie weitere Informationen auf unserer Seite zu Neobiota.

Abiotische Waldschäden

Neben Schadorganismen setzen auch sogenannte abiotische Waldschäden den Bäumen und Wäldern zu. Dazu gehören Stürme, Trockenheit, Waldbrände oder Luftschadstoffe.

Die Niederschlagsmengen im Kanton Zug sind vergleichsweise hoch und Waldbrände spielten bis jetzt keine grosse Rolle. So ereignete sich der letzte Waldbrand im Kanton Zug im Jahr 2010 und die betroffene Fläche war sehr klein. Mit dem Klimawandel werden die Sommer aber heisser und trockener und es ist davon auszugehen, dass die Gefahr von Waldbränden zunehmen wird.
Informationen zur aktuellen Waldbrandgefahr und allfälligen Massnahmen finden Sie unter der aktuellen Gefahrensituation.

Der Klimawandel führt zu steigenden Temperaturen, zunehmender Trockenheit und vermehrten Sturmereignissen. Dadurch verändern sich die Bedingungen an einem Standort und die Bäume die bisher an diesem Standort gewachsen sind, kommen mit der veränderten Ausgangslage besser oder weniger gut zurecht. Gemäss Klimamodellen werden Laubbäume zukünftig in höhere Lagen vordringen, während die Verbreitung der Nadelbäume im Mittelland stark abnimmt. Zunehmende Wetterextreme setzen die Bäume unter Stress und fördern den Befall durch Schadorganismen. Wälder können sich in begrenztem Masse an die veränderten Klimabedingungen anpassen. Gezielte waldbauliche Massnahmen, wie beispielsweise die Erhöhung der Baumartenvielfalt, unterstützen den Wald bei der Anpassung an den Klimawandel.

Weitere Informationen finden Sie auf unserer Seite Waldbauliche Empfehlungen – Anpassungen an den Klimawandel.

Stickstoff ist ein wichtiger Pflanzennährstoff für das Wachstum. Kommt er aber in übermässigen Mengen in Form von reaktionsfähigen Gasen wie Ammoniak vor, hat er negative Auswirkungen auf die Umwelt. Stickstoffliebenden Pflanzen wie Brombeeren nehmen zu und hemmen bei flächendeckendem Vorkommen die Verjüngung des Waldes. Viele Pflanzen die auf stickstoffärmere Standorte angewiesen sind, nehmen hingegen ab. 

Der überschüssige Stickstoff im Boden wird in Form von Nitrat (NO3-) ausgewaschen. Das Nitrat bindet dabei an die wertvollen Nährstoffe Kalium, Calcium und Magnesium, welche dadurch ebenfalls ausgewaschen werden und für die Pflanzen verloren gehen. Der Boden versauert und das Bodenleben verarmt. Die Anzahl der tiefgrabenden Regenwürmer reduziert sich beträchtlich, so dass die Einarbeitung von Blättern und Nadeln sowie die Auflockerung des Bodens beeinträchtigt werden. Das Angebot an Nährstoffen für die Pflanzen sinkt so zusätzlich.

Die Ernährung der Bäume wird einseitig. Verminderte Resistenz gegenüber Schadorganismen, verminderte Trockenheitstoleranz und Beeinträchtigungen des Wachstums können die Folge sein.

 

Der Kanton Zug engagiert sich deshalb im Massnahmenplan Ammoniak für eine Reduktion dieser stickstoffhaltigen Luftschadstoffe.

 

Weiterführende Informationen des BAFU zu Stickstoffeinträgen im Wald