Denkmalgeschichten entdecken
Es gibt viele Gelegenheiten, die Zuger Denkmäler zu erleben und mehr über sie zu erfahren. Hier präsentieren wir Ihnen ausgewählte Objekte, die aus denkmalpflegerischer Sicht erfolgreich saniert oder umgebaut werden konnten. Ausserdem erhalten Sie einen Eindruck, was ein Denkmal alles sein kann.
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Die ehemalige Zuger Hauptpost erwacht zu neuem Leben
Die von 1899 bis 1902 errichtete ehemalige Zuger Hauptpost ist ein typisches Beispiel der um die Jahrhundertwende in vielen Schweizer Städten neu errichteten Bundesbauten. Das repräsentative, in Granit und Sandstein ausgeführte Gebäude mit Mansarddach und markanter Zentralkuppel trägt die Handschrift von Theodor Gohl, dem damals obersten Architekten der Direktion der Eidgenössischen Bauten. Es veranschaulicht bis heute die Bedeutung der damaligen Institution Bundespost.
Nach der Schliessung des Postbetriebs 2015 erfolgte von 2018 bis 2022 die Totalsanierung und Umnutzung des Gebäudes unter Regie der Leutwyler Partner Architekten. Als eine der aufwendigsten Arbeiten stellte sich die Restaurierung der Sandsteinfassade heraus, die allseitig grössere Schadensbilder aufwies. Nach der sanften Reinigung mit Wasser wurden stark sandende Bauteile verfestigt, Fehlstellen mit Mörtel aufmodelliert, grössere Risse verpresst, Fugen erneuert und einzelne Bauteile, beispielsweise Teile der Baluster, ersetzt. Eine weitere zeitintensive Arbeit war die Sanierung des Mansarddachs. Dieses wurde wieder mit den historisch belegbaren Materialien, konkret mit Naturschieferplatten und Zinkschindeln, gedeckt. Um dem imposanten Treppenhaus im Innern sein ursprüngliches, repräsentatives Aussehen zurückzugeben, wurden die Terrazzoböden und Stuckdecken in moderner Interpretation und unter Erhalt historischer Reste erneuert. Die Wände wurden gemäss Befund mit dem Stoffgewebe Calicot (eine Art Stofftapete) verkleidet und die Gipssockel ergänzt. Als halböffentlicher Raum bildet das Treppenhaus nun wieder eine Einheit mit dem repräsentativen Äusseren des Monumentalbaus am zentralen Postplatz.
Aktuelle Berichterstattung:
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Italianità, Grandezza und Zuger Sandstein, in: Denkmal Journal 2, S. 6-13
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Die ehemalige Zuger Hauptpost erwacht zu neuem Leben, in: Tugium 2022, S. 30-31
Ansicht von Westen (© Regine Giesecke)
Ansicht von Westen (© Regine Giesecke)
Figurengruppe nach der Restaurierung (© Regine Giesecke)
Figurengruppe nach der Restaurierung (© Regine Giesecke)
Treppenhaus nach der Sanierung (© Regine Giesecke)
Treppenhaus nach der Sanierung (© Regine Giesecke)
Terrazzoboden im Treppenhaus mit integriertem, historischem Reststück (© Regine Giesecke)
Terrazzoboden im Treppenhaus mit integriertem, historischem Reststück (© Regine ...
Terrazzoboden im Treppenhaus mit integriertem, historischem Reststück (© Regine Giesecke)
Ansicht von Westen (© Regine Giesecke)
Figurengruppe nach der Restaurierung (© Regine Giesecke)
Treppenhaus nach der Sanierung (© Regine Giesecke)
Terrazzoboden im Treppenhaus mit integriertem, historischem Reststück (© Regine Giesecke)
Ein Speicher zum Wohnen
Das Sennhaus mit Speicher ist Teil der in der Reussebene gelegenen, historischen Hofgruppe Drälikon. Es wurde im späten 18. Jahrhundert als eingeschossiger Ständerbau mit Kantholzfüllung über einem massiven Sockel errichtet. Im Sockelgeschoss befand sich einst die Sennerei, darüber war ein Speicherraum mit Werkstatt untergebracht.
Von 2021 bis 2022 wurde das Ökonomiegebäude vom Architekturbüro Hegglin Cozza Architekten saniert und zum Wohnhaus umgenutzt. Dabei wurde der obere hölzerne Gebäudebereich zu einer zweigeschossigen Wohnung umgebaut, während im massiven Sockel eine Garage sowie eine Waschküche mit Technikraum und Keller eingerichtet wurden. Im Zuge der Umnutzung blieb das historische äussere Erscheinungsbild nahezu unverändert erhalten. Die verputzten Bruchsteinwände wurden innen und aussen instand gestellt, Fehlstellen im Putz ergänzt und die Wände gestrichen. Die Holzwände wurden von aussen nur sorgfältig gereinigt, sodass die Patina erhalten blieb. Die bestehenden Fensteröffnungen waren gross genug, um die Wohnung ausreichend zu belichten. Auf weitere Öffnungen konnte verzichtet werden. Die Aussentreppe aus den 1970er-Jahren wurde in ähnlicher Art erneuert und um ein Podest verlängert, wodurch ein kleiner Aussenplatz vor dem Eingang entstand. Im Innern wurde Alt und Neu zu einer gelungenen Synthese verbunden. Durch die innenliegende Dämmung der Aussenwände entstand eine neue innere Schicht, die deutlich den Wechsel der Nutzung und die zeitgenössischen Anforderungen zeigt. Mit den sichtbar belassenen Trennwänden, Decken, Balken und Türen aus Holz bleibt die historische Bausubstanz auch im Innern weiterhin prägend.
Blick auf die Hofgruppe Drälikon von Süden (© Regine Giesecke)
Blick auf die Hofgruppe Drälikon von Süden (© Regine Giesecke)
Ansicht von Nordosten (© Beni Sutter)
Ansicht von Nordosten (© Beni Sutter)
Wohnung im Hochparterre nach dem Umbau (© Beni Sutter)
Wohnung im Hochparterre nach dem Umbau (© Beni Sutter)
Wohnung im Hochparterre nach dem Umbau (© Beni Sutter)
Wohnung im Hochparterre nach dem Umbau (© Beni Sutter)
Blick auf die Hofgruppe Drälikon von Süden (© Regine Giesecke)
Ansicht von Nordosten (© Beni Sutter)
Wohnung im Hochparterre nach dem Umbau (© Beni Sutter)
Wohnung im Hochparterre nach dem Umbau (© Beni Sutter)
Sorgfältige Restaurierung zweier Altstadtbrunnen
Obwohl die historischen Altstadtbrunnen ihre ursprüngliche Aufgabe, nämlich die Versorgung der Zuger Stadtbevölkerung mit Trink- und Brauchwasser, verloren haben, sind sie bis heute identitätsstiftend und repräsentative Kunstwerke im öffentlichen Raum.
Die Zuger Denkmalpflege unterstützte darum die Stadt Zug bei der Sanierung verschiedener Brunnen. Begonnen wurde 2019 mit dem aus dem 16. Jahrhundert stammenden Kolinbrunnen. Die Restauratoren ertüchtigten die Brunnenfigur statisch, restaurierten die letzte Fassung aus Ölfarbe und Akrylharz und erneuerten die Vergoldungen. 2020 wurde auch der St.-Oswaldbrunnen von 1664 sanft restauriert. Die Farbfassung der Figur des heiligen Oswald wurde analog zum Kolinbrunnen restauriert beziehungsweise erneuert, Schäden an der Plinthe (Unterlagsplatte der Statue) wurden neu aufmodelliert und der Strahlenkranz wurde entrostet sowie vergoldet. Beim Kapitell, der Brunnensäule und dem Brunnenbecken wurden vor allem die Eisenteile gegen Rost behandelt, Schadstellen am Sandstein ergänzt, Farbfassungen restauriert sowie Fugen ausgebessert.
Aktuelle Berichterstattung:
- Ein geschichtsträchtiges Denkmalobjekt schmückt den Verkehrsknotenpunkt der Stadt Zug, in: Tugium 2020, 32-33
- Die Stadt Zug und ihre Brunnen, in: zentralplus.ch (18.09.2020)
- Die rätselhafte Zuger Brunnenfigur ist zurück an ihrem Platz, in: zentralplus.ch (14.08.2019)
- Der Zuger Stadtpatron ist zurück an seinem angestammten Platz, in: luzernerzeitung.ch (14.08.2019)
Kolinbrunnen, Ansicht von Westen (© Vitus Wey, Sursee)
Kolinbrunnen, Ansicht von Westen (© Vitus Wey, Sursee)
Kolinbrunnen, Brunnenfigur (© Vitus Wey, Sursee)
Kolinbrunnen, Brunnenfigur (© Vitus Wey, Sursee)
Kolinbrunnen, durchnässte Beigaben (© Amt für Denkmalpflege und Archäologie Kanton Zug)
Kolinbrunnen, durchnässte Beigaben (© Amt für Denkmalpflege und Archäologie ...
Kolinbrunnen, durchnässte Beigaben (© Amt für Denkmalpflege und Archäologie Kanton Zug)
St. Oswaldsbrunnen, Ansicht von Süden (© Regine Giesecke, Zug)
St. Oswaldsbrunnen, Ansicht von Süden (© Regine Giesecke, Zug)
Kolinbrunnen, Ansicht von Westen (© Vitus Wey, Sursee)
Kolinbrunnen, Brunnenfigur (© Vitus Wey, Sursee)
Kolinbrunnen, durchnässte Beigaben (© Amt für Denkmalpflege und Archäologie Kanton Zug)
St. Oswaldsbrunnen, Ansicht von Süden (© Regine Giesecke, Zug)
Sanierung der legendären Schulanlage Röhrliberg
Die Schulanlage Röhrliberg wurde in mehreren Etappen in den 1970er-Jahren nach Plänen des Architekten Josef Stöckli errichtet – ein im Kanton Zug namhafter Architekt, der einige Jahre zuvor die Wohnüberbauung Alpenblick realisiert hatte. Stöckli setzte sich mit der Frage auseinander, wie Schulhäuser sich entwickeln und wie sie weitergebaut werden können. 2013 gewannen Marcel Baumgartner Architekten aus Zürich den Wettbewerb für die Sanierung und Erweiterung des Schulhauses.
Die bestehenden Bauten wurden aufgestockt und neue Schulzimmer an den Ecken der Bestandsbauten «angedockt». Diese Verbindung von Alt- und Neubauteilen gelingt hier vorbildlich. Ebenso wurden die von Stöckli für flexible Unterrichtsformen geplanten Mehrzweckbereiche in den Korridoren freigeräumt und weitere Klassenzimmer daran angeschlossen. Zudem wurden die historische Materialität und Farbigkeit (rote Ziegel, Beton, mittelbraune Holzfenster in Sipo sowie kräftig farbige Metalltüren) auch bei der aktuellen Erweiterung übernommen.
Für ein Denkmal ist diese enge Verzahnung von Alt- und Neubau eher eine ungewöhnliche Lösung. Anbauten und Aufstockungen werden bei Schutzobjekten in der Regel sehr zurückhaltend eingesetzt und üblicherweise optisch und baulich deutlicher abgesetzt. Der hier gewählte – und in diesem Fall überzeugende − Weg zeigt, wie wichtig die Einzelfallbetrachtung in der Denkmalpflege ist.
Aktuelle Berichterstattung:
- Weiterbauen, in: Tugium 2021, 26-27
- Werner Huber, Natürlich gewachsen, in: Hochparterre 10, 2021, 52−59
- Dominique Knüsel, Originaler Ausdruck statt persönlicher Stempel, in: Karton 51, 2021, 8−10
Ansicht von Süden nach Umbau (© Roland Bernath, Zürich)
Ansicht von Süden nach Umbau (© Roland Bernath, Zürich)
Eingangsbereich Aula (© Roland Bernath, Zürich)
Eingangsbereich Aula (© Roland Bernath, Zürich)
Schulbereich mit flexibler Einteilung (© Roland Bernath, Zürich)
Schulbereich mit flexibler Einteilung (© Roland Bernath, Zürich)
Klassenzimmer in der neuen Aufstockung (© Roland Bernath, Zürich)
Klassenzimmer in der neuen Aufstockung (© Roland Bernath, Zürich)
Ansicht von Süden nach Umbau (© Roland Bernath, Zürich)
Eingangsbereich Aula (© Roland Bernath, Zürich)
Schulbereich mit flexibler Einteilung (© Roland Bernath, Zürich)
Klassenzimmer in der neuen Aufstockung (© Roland Bernath, Zürich)
Erneuerung des Vielzweckbaus Bommerhüttli im Hürital
Das Bommerhüttli im Hürital ist ein für diese Landesgegend seltenes Vielzweckbauernhaus. Errichtet wurde es in zwei Etappen, konkret 1668 und 1783. Spätestens seit 1813 bestand die ländliche Liegenschaft am Hüribach unter einem einzigen Dach aus Stall, Wohnhaus und Sägebetrieb. Das Konzept für den 2020 erfolgten Umbau durch die Architekten Zumbühl & Heggli beinhaltete zur Hauptsache vier Punkte: Bereinigen – Bewahren – Ertüchtigen – Haus im Haus.
Bereits 2009 wurde ein nordwestlicher Anbau entfernt. Die daraufhin der Witterung ausgesetzte, nordwestliche Fassade und ihre wertvollen alten Balken werden nun neu durch zwei Klebedächer geschützt. In die als Einfamilienhaus konzipierte Liegenschaft wurde im grossräumigen Ökonomieteil zusätzlich eine Einliegerwohnung als Haus im Haus eingebaut.
Die Instandstellung des Blockbaus beinhaltete unter anderem den Ersatz morscher und fauler Holzteile sowie den Wiederaufbau der unteren Scheunenwand mit den Futteröffnungen mit neuem Holz. Der historische Ausbau des Wohnteils mit Türen, Täfer und Kachelofen aus dem 18. Jahrhundert inklusive Stubenfenster aus dem 19. Jahrhundert wurde sorgfältig renoviert und stilecht aufgefrischt. Die Nasszellen für beide Wohneinheiten befinden sich im additiv eingefügten Kubus im Stallteil, wodurch das historische Wohnhaus vor Installationen geschont werden konnte. Das Bommerhüttli zeigt beispielhaft auf, wie ein historisch wertvolles Gebäude erneuert werden kann, ohne seine Identität zu verlieren. So wird es weiterhin die Kulturlandschaft des Hüritals prägen und bereichern.
Aktuelle Berichterstattung:
Ansicht von Süden (© Philippe Hubler Fotografie)
Ansicht von Süden (© Philippe Hubler Fotografie)
Ansicht von Norden (© Philippe Hubler Fotografie)
Ansicht von Norden (© Philippe Hubler Fotografie)
Stubenausstattung nach dem Umbau (© Philippe Hubler Fotografie)
Stubenausstattung nach dem Umbau (© Philippe Hubler Fotografie)
Ansicht von Süden (© Philippe Hubler Fotografie)
Ansicht von Norden (© Philippe Hubler Fotografie)
Stubenausstattung nach dem Umbau (© Philippe Hubler Fotografie)
Wohnliches Schulhaus zum Spielen und Lernen
Das stattliche Schulhaus am nördlichen Dorfeingang von Oberwil wurde 1912 durch den namhaften Zuger Architekten Emil Weber errichtet. Es ist ein typisches Beispiel für die in fortschrittlicher Reformarchitektur des Heimatstils entstandenen Schulhausbauten: Entgegen dem früheren Ideal des streng geschlossenen, klassizistischen Baublocks ordnete Weber das Schulhaus im Dorfbild geschickt ein und wählte für das Projekt die ländlich-romantisierende Formensprache des Regionalismus.
Nach gut einem Jahrhundert Nutzung stand 2020 eine Renovation des Schulhauses an, wobei auch die barrierefreie Erschliessung ein wichtiges Ziel war. Da dem originalen Haupteingang eine Treppenflucht vorgelagert ist, wurde im Untergeschoss ein Fenster zu einer Tür vergrössert und so ein zusätzlicher, zentral gelegener Zugang geschaffen. Von hier erreicht man einen neu eingebauten Lift, der an der Stelle der ehemaligen Treppe der Hausmeisterwohnung alle Geschosse miteinander verbindet. Auch sämtliche Schulzimmer wurden aufgefrischt: Die Parkettböden wurden rekonstruiert und die Täfer gemäss Befund der ersten Farbfassung aus den 1930er-Jahren in einem lichten Grün gefasst. Da im Korridor von der historischen Ausstattung nur noch die Stuckdecke erhalten war, wurde an der Wand farblich eine Sockelzone ausgebildet, für die der Architekt zudem neue Garderobenelemente entwarf. Wie in den Klassenzimmern wurde auch im Äusseren eine farbrestauratorische Untersuchung durchgeführt. Statt im schweren Ockerton wie vor der Restaurierung strahlt der Putz wieder in einem warmen Beige − dem originalen Fassadenfarbton. Bei den neuen Holzfenstern orientierte man sich am gebrochenen Hellgrau der originalen Befensterung. Im Frühjahr 2021 konnten die Kinder von Oberwil ihre Schule erneut beziehen.
Aktuelle Berichterstattung:
Postkarte von 1922/23 (© ADA Zug, Sammlung Walter Nigg)
Postkarte von 1922/23 (© ADA Zug, Sammlung Walter Nigg)
Schulzimmer nach der Sanierung (© Philippe Hubler Fotografie)
Schulzimmer nach der Sanierung (© Philippe Hubler Fotografie)
Schulzimmer mit historischem Täfer (© Philippe Hubler Fotografie)
Schulzimmer mit historischem Täfer (© Philippe Hubler Fotografie)
Korridor im Erdgeschoss mit historischer Stuckdecke (© Philippe Hubler Fotografie)
Korridor im Erdgeschoss mit historischer Stuckdecke (© Philippe Hubler Fotografie)
Postkarte von 1922/23 (© ADA Zug, Sammlung Walter Nigg)
Schulzimmer nach der Sanierung (© Philippe Hubler Fotografie)
Schulzimmer mit historischem Täfer (© Philippe Hubler Fotografie)
Korridor im Erdgeschoss mit historischer Stuckdecke (© Philippe Hubler Fotografie)
Bauernhaus «Lorzen» im Wandel der Zeit
Das Bauernhaus Chamerstrasse 98 ist Teil eines bäuerlichen Ensembles in der Lorzen am westlichen Siedlungsrand der Stadt Zug. Der im Kern 1664/65 datierte Blockbau zählt zu den ersten Wohnbauten, die im 17. Jahrhundert im ehemals sumpfigen Ufergebiet zwischen Zug und Cham erstellt wurden. 1885 wurde das Wohnhaus Lorzen mit einem zweigeschossigen Dachstuhl versehen sowie aufwendig umgestaltet. Im Zuge dieses Umbaus erhielt das Gebäude sein bis heute prägendes Erscheinungsbild mit vielfältigen Zierformen im Schweizer Holzstil sowie einen neuen Schindelschirm mit einer charakteristischen, hellgrünen Farbfassung.
Das unter Denkmalschutz stehende Objekt wurde von 2020 bis 2021 von der Guntli Architektur GmbH umgebaut und saniert. Das Konzept sah den Einbau von zwei Wohnungen über jeweils zwei Stockwerke vor. Damit die historische und äusserst intakte Bausubstanz und Einrichtung entlastet werden konnte, wurde die Erschliessung in einem externen Treppenturm untergebracht. Der sehr hochwertige und repräsentative Innenausbau in Form von Parketten, Wand- und Deckentäfern sowie einzelnen Einbauschränken konnte fachgerecht aufgefrischt werden. Unter Verwendung der originalen Verschlüsse wurden auch die historischen Fenster nachgebaut. Für die Reparatur der äusserst feinen Schindelfassade musste speziell ein neues und sehr kleines Stanzmesser für die aussergewöhnlich dünnen, aber dicht verbauten Schindeln gefertigt werden. Das professionelle Farbkonzept orientierte sich stark an der historischen und bis vor Kurzem noch anhaftenden Farbigkeit aus dem 19. Jahrhundert. Ein vorzügliches Zeugnis der gehobenen bäuerlichen Wohnkultur des 19. Jahrhunderts konnte so wieder zum Leben erweckt werden.
Aktuelle Berichterstattung:
▪ Zug, Chamerstrasse 98, Wohnhaus, in: Tugium 2021, 60-61
▪ Hingeschaut: Umgebaute Bauernhaus in Zug ist Leuchtturmprojekt , in: luzernerzeitung.ch (08.10.2021)
Bauernhaus mit hochwertiger Verzierung (© Oliver Guntli)
Bauernhaus mit hochwertiger Verzierung (© Oliver Guntli)
Reich ausgestattete Hauptstube (© Oliver Guntli)
Reich ausgestattete Hauptstube (© Oliver Guntli)
Esszimmer im 1. Wohngeschoss (© Oliver Guntli)
Esszimmer im 1. Wohngeschoss (© Oliver Guntli)
Hauptwohnräume im 1. OG mit gegliederter Felderdecke (© Oliver Guntli)
Hauptwohnräume im 1. OG mit gegliederter Felderdecke (© Oliver Guntli)
Bauernhaus mit hochwertiger Verzierung (© Oliver Guntli)
Reich ausgestattete Hauptstube (© Oliver Guntli)
Esszimmer im 1. Wohngeschoss (© Oliver Guntli)
Hauptwohnräume im 1. OG mit gegliederter Felderdecke (© Oliver Guntli)
Gesamtsanierung des Kleinschulhauses im Alpenblick Cham
Das 1968/69 erbaute Kleinschulhaus ist Teil der Hochhaussiedlung Alpenblick, die ab 1961 durch den Zuger Architekten Josef Stöckli entworfen und in Etappen bis 1971 realisiert wurde. Die Wohnüberbauung mit Schulhaus gehört als erste Hochhaussiedlung des Kantons Zug zu den wichtigsten Zeugen der Nachkriegsmoderne. Ursprünglich als Kindergarten und Schulhaus für das erste Schuljahr der Kinder der Siedlung Alpenblick errichtet, dient das Kleinschulhaus heute als Sonderschule der Gemeinden Cham und Hünenberg. Der Bau folgt der klaren und strengen Fassadengliederung sowie der reduzierten Materialwahl der Hochhäuser.
Bei der Gesamtsanierung des Schulgebäudes durch die Chamer Norag AG konnten die für die 1960er-Jahre typischen Ausstattungselemente und Oberflächenmaterialien aus der Bauzeit weitgehend erhalten bleiben, so das Sichtbacksteinmauerwerk (Sidlerbau AG, Hagendorn), die Eingangs- und Innentüren sowie die Garderoben und Sitzbänke in der Eingangshalle (Ennetsee-Schreinerei AG, Cham), der geschliffene Kunststeinboden und die Kunststeinlavabos in den Klassenzimmern (Breitenstein AG, Zug), aber auch die Trennwände in den Nasszellen. Einzelne Backsteine mussten ersetzt und Fugen stellenweise erneuert werden. Die Fenster wurden detailliert nachgebaut (Keiser Fensterbau, Oberwil). Aus bautechnischen Gründen wurde eine Deckenverkleidung durch graue Holzwolle-Akustikplatten ersetzt und neue, grünmarmorierte Linoleumböden wurden installiert. Alles vom bauzeitlichen Material- und Farbkonzept wurde übernommen oder stimmig daran angepasst. Der Weg zum Schulhaus sowie der kleine Platz davor wurden mit Waschbetonplatten gemäss Originalausführung wiederhergestellt.
Dank konstruktiver, einfühlsamer und engagierter Zusammenarbeit von Gemeinde, Architekt, Handwerkern und Denkmalpflege konnte ein Stück herausragende Architekturgeschichte sowie ein bauhistorisches Schmuckstück auf vorbildhafte Weise sanft saniert und zeitgemäss weiterentwickelt werden.
Aktuelle Berichterstattung:
Flugaufnahme von Nordwesten (© Flying Camera, Baar, Beat Krähenbühl)
Flugaufnahme von Nordwesten (© Flying Camera, Baar, Beat Krähenbühl)
Ansicht von Südosten (© Belight – Britta Kapitzki Photography, Rotkreuz)
Ansicht von Südosten (© Belight – Britta Kapitzki Photography, ...
Ansicht von Südosten (© Belight – Britta Kapitzki Photography, Rotkreuz)
Ansicht von Süden (© Belight – Britta Kapitzki Photography, Rotkreuz)
Ansicht von Süden (© Belight – Britta Kapitzki Photography, Rotkreuz)
Westliches Schulzimmer (© Belight – Britta Kapitzki Photography, Rotkreuz)
Westliches Schulzimmer (© Belight – Britta Kapitzki Photography, Rotkreuz)
Flugaufnahme von Nordwesten (© Flying Camera, Baar, Beat Krähenbühl)
Ansicht von Südosten (© Belight – Britta Kapitzki Photography, Rotkreuz)
Ansicht von Süden (© Belight – Britta Kapitzki Photography, Rotkreuz)
Westliches Schulzimmer (© Belight – Britta Kapitzki Photography, Rotkreuz)
Neues Kleid für alte Mauern von Kloster Maria Opferung
Das Kapuzinerinnenkloster steht oberhalb der Altstadt von Zug. Der Konvent, gemeint ist das Klostergebäude der Ordensgemeinschaft, stammt von 1608, früheste Gebäudeteile datieren von 1580. Über vier Jahrhunderte hinweg wurde die Anlage erweitert und umgebaut.
Weil der zuletzt um 1900 instand gestellte Fassadenputz an den vier Hauptfassaden nicht mehr ausreichend haftete, wurde zwischen 2018 und 2019 eine Sanierung nötig (Planung: Hegglin Cozza Architekten AG, Zug). Da der gesamte Putz bis auf das Fachwerk abgenommen werden musste, kamen spannende Funde zum Vorschein. So wurden zwei historische Farbfassungen von 1608 und 1744 auf dem Fachwerk entdeckt. Zudem waren einige der Fensterbretter nicht wie erwartet bei der letzten grösseren Sanierung neu erstellt worden, sondern aus dem Brustriegel – dem Querholz im Fachwerk – gearbeitet. Sie stammen somit von 1608 und konnten erhalten werden (Zimmermannsarbeiten: Xaver Keiser Zimmerei AG, Zug). Der neue Putzaufbau ist rein mineralisch. Der Grundputz hat einen Perlitzuschlag, danach folgen ein Kalkputz und ein ungestrichener Wormserputz als Deckputz. Der Wormserputz wird charakterisiert durch eine lebhafte Oberfläche und gleicht somit Unebenheiten besser aus (Putzarbeiten: Urban Fuchs Bau AG, Zug). Die Steinrahmen der Türen und Fenster wurden sorgsam saniert (Steinrestaurierung und Beratung: Restaurierungsatelier Josef Ineichen, Rupperswil). Da der vor etwa 100 Jahren aufgebrachte und jetzt rekonstruierte Wormserputz für die äussere Erscheinung des Gebäudes äusserst prägend ist, orientieren sich nun auch die frischen Farben der Fenster und Fensterläden an dieser Zeit und erstrahlen in hellem Grün (Maler Matter AG, Baar).
Die Sanierung hat in der Fachwelt viel positives Echo ausgelöst und 2021 beim Schweizer Preis für Architektur und Handwerk «Putz und Farbe» die Silbermedaille gewonnen.
Aktuelle Berichterstattung:
▪ Silberne Auszeichnung für die Sanierung des denkmalgeschützten Klosters Maria Opferung in Zug, in: Tugium 2021, 19-20
▪ Ein neues Kleid für alte Mauern, in: Tugium 2020, 129-138
▪ Kloster Maria Opferung, Zug Schweizer Preis für Putz und Farbe, in: Espazium (27.10.2021)
Ansicht von Westen (© André Bollinger, Niederlenz)
Ansicht von Westen (© André Bollinger, Niederlenz)
Eingang zum Gästehaus (© Beni Sutter, Zug)
Eingang zum Gästehaus (© Beni Sutter, Zug)
Fenster an der Nordfassade Gästehaus (© Beni Sutter, Zug)
Fenster an der Nordfassade Gästehaus (© Beni Sutter, Zug)
Putzaufbau (© Beni Sutter, Zug)
Putzaufbau (© Beni Sutter, Zug)
Ansicht von Westen (© André Bollinger, Niederlenz)
Eingang zum Gästehaus (© Beni Sutter, Zug)
Fenster an der Nordfassade Gästehaus (© Beni Sutter, Zug)
Putzaufbau (© Beni Sutter, Zug)
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